Freitag, 30. Mai 2014

St. Pauli zu Gast bei Freunden - FC Normannia Gmünd gegen SV Bonlanden

Zwei Bekloppte, ein Gedanke: "Forza Normannia!"
"Es begab sich zu einer Zeit, da Normannia Gmünd noch dringend Punkte gegen den Abstieg benötigte, als ein Weiser aus dem Nordenland gen Süden aufbrach, um unterstützend für Furore zu sorgen".

Jeder kennt das Evangelium St. Pauli aus der Fußballbibel, das vom Evangelisten Marco und Normannia berichtet. Anno 2014 soll es gewesen sein, in einem sonnigen Samstag im Mai.

Die Ausgangslage für den FCN war dabei alles andere als rosig. Viel zu sehr zitterte man am Rande des Abstiegssumpfes herum, und nun kam ausgerechnet der SV Bonlanden zu Besuch. Papiermäßig macht ein Heimspiel gegen den Tabellenletzten ja ordentlich was her, jedoch zeigten die bereits als Absteiger feststehenden Filderstädter in den vergangenen Spielen, dass sie sich mit Würde aus der Verbandsliga zurückziehen, und haben hier durchaus noch vermeintlichen Favoriten unangenehme Spieltage beschert.

Und dann war da noch die Erinnerung an den 26. Mai 2012, als über 500 Zuschauer im Normannia-Stadion dabei zusahen, wie der bereits als Absteiger in die Verbandsliga Württemberg feststehende SV Bonlanden die Normannia mit 2:1 aus der Oberliga kegelte. Das zu einem Abstieg noch 31 andere Spiele gehörten, lassen wir mal unter den Tisch fallen. Aber man war im Remstal davor gewarnt, den SV Bonlanden auf die viel zu leichte Schulter zu nehmen.

Aber während die Mannschaft von ihrem Coach und dem Kapitän auf die Bedeutung dieses vorletzten Heimspiels der Saison vorbereitet wurde, war es selbstredend auch die Pflicht eines Fans, alles mögliche für ein erfolgreiches Spiel beizutragen, um auch in der nächsten Spielzeit Verbandsliga zu erleben.
Nun herrschte auch hier ein Handicap vor. Mario, dessen gewaltiges Baß sonst über den Schwerzer dröhnt, musste leider ausfallen.

Was nun? Wenn die Zeiten im Kultverein hart werden, dann kommen die Freunde vom FC St. Pauli. Aus dem fernen Hamburg meldete sich Marco Köster an, um die Schwerzer-Elf lautstark zu unterstützen. Für gewöhnlich trifft man ihn ja am Millerntor an, doch der alte Wortverdreher nahm sich fest vor, einmal "Normannia im Schwerzer spielen zu sehen, yeah!" Angedacht ist ja ein Fanaustauschprojekt, und für die nächste Saison ist ein Gegenbesuch bei St. Paulis U23 angedacht.

Wer den Marco kennt, weiß, das er zu den positiv Bekloppten gehört. Um in den Schwerzer zu gelangen (und auch irgendwann einmal nach Hause), nahm er einen 24-Stunden Bahntripp in Kauf: Abfahrt Hamburg um 6 Uhr morgens, Rückkehr Hamburg 6 Uhr Sonntag morgens. Zwischendrin 90 Minuten Normannia mit hoffentlichen Happy-End.

Zur weiteren Unterstützung überredete ich meinen Neffen Markus ebenfalls zur Normannia, was insofern vorteilhaft war, da er bereits einen Normannia-Schal besitzt. Die griechische Unterstützung durch Stathis mußte leider ausfallen, aber gegen später kam noch ein guter Freund mit dessen Bekannten ins Stadion, so dass wenigstens eine kleine verwegene Schar den Männern in Rot die Unterstützung angedeihen ließ.

Der Tag stand unter einem guten Stern: die Verspätung der Bahn war fast unmerklich, kaum spürbar, ja so gut wie gar nicht vorhanden. Jedenfalls traf Marco recht pünktlich in Schwäbisch Gmünd ein, wo wir beide uns nach zwei langen Jahren endlich wiedersehen konnten.

Als Lokalpatriot lasse ich es mir natürlich nicht nehmen - zumal bis Anpfiff noch so viel Zeit ist - den Normannia-Ehrengast durch die älteste Stauferstadt zu führen. Natürlich sah er auch unser "Rotlichtviertel" in der Ledergasse. Bemerkenswerter jedoch war, dass wir drei bei unserem Spaziergang durch die Stadt so herrlich auffielen - schließlich prominerten wir in unseren Fanschals durch Gmünd, und bereits am Marktplatz wurden wir diesbezüglich angesprochen. Wahnsinn: die Gmünder nehmen Notiz vom FCN. Jetzt sollten sie nur noch ins Stadion pilgern...

Am Ziel: Marco im Schwerzer!
Dorthin kamen wir dann auch an, da Marco nach seiner Bahnodyssee einen Hungerast verspürte. Ich muß zugeben, so frühzeitig war ich an einem Spieltag noch nie im Schwerzer. Hockeyspieler, die ihrem Sport friedlich auf dem Kunstrasen nachgehen, kein Anzeichen von Leben auf dem Rasen, und selbst im Vereinsheim sind wir die ersten Gäste. Brennt da eigentlich schon Licht? Egal! Marco war am Ziel: das Normannia-Stadion!


Hasan Gökmenler und Edelfans.
Nicht lange, wir geniessen ein leckeres Lamm-Bräu, dann ist auch Gmünds, wenn nicht gar Württembergs Edelfan Bredi da, und die beiden sind sich sofort sympathisch. Bredi verspricht unserem weitgereisten Hanseaten auch einen waschechten HSV-Fan, und hält dann auch Wort. Niemand geringeres als der Coach vom TSB Gmünd II, Hasan Gökmenler, ist bekennder Fan der Mannschaft aus Hamburg, die noch nicht einmal einen Abstieg hinbekommt. Aber wenigstens kam es zu einer kleinen Verbrüderung HSV/St. Pauli.

Der Schwerzer fest in St. Pauli-Hand.
Ach ja: Fußball wurde ja auch gespielt. Und das begann gar nicht gut. Nach bereits 15 Minuten gingen die Gäste in Führung, und unangenehme Erinnerungen an 2012 machten sich breit. . Marco versuchte indessen, neue Fangesänge einzuführen, die sofort mein Wohlgefallen fanden. "We love Normannia, we do! We love Normannia, we do! We love Normannia, we do! Normannia we love you!" hat mich noch Tage später als Ohrwurm verfolgt. Auch "C'mon you boys in red" hat das Zeug zu einen Klassiker, während mein "Es gibt nur eine Normannia" von Marco kritisch beäugt wurde: "Ist das denn auch glaubhaft verifiziert? Ich möchte hier als Gast nicht an der Verbreitung von Lügen beteiligt sein".

Kurz vor Halbzeit fiel der ersehnte Ausgleich, Patrick Krätschmer war der Erlöser zu diesem Zeitpunkt, und Marco prophezeite weitere Treffer, was uns veranlasste, zum Seitenwechsel das Gegentor aufzusuchen. Die Entscheidung war insofern vernüftig, da bereits 1 Minute nach Wiederanpfiff Felix Bauer Normannia in Front brachte. So durfte das Spiel weitergehen, und es ging so weiter.

Die Stimmun gim Schwerzer kochte positiv über.

Hüben....
....wie drüben
Foto: Nico Schoch / Fangruppe "12. Mann"











Während im Duett mir Marco ich mir einen Freundesrausch zusammensang, spielte Normannia einen Spielesrausch auf dem Rasen. Zumindest war unser Sankt-Paulianer im Schwerzer angetan von den "Boys in Red".
Scouting für St. Pauli? Hoffentlich nicht!
Eines der Biere, die mir offeriert wurden, muss schlecht gewesen sein, zumindest ging der Rest des Spieles wie "Ferris Bueller's day off" an mir vorbei. Ich vermittelte noch ein Telefonat zwischen Bonlandens Ersatzmann und meinem Kumpel Mario (der mir deshalb immer noch böse ist, da er dachte, er spräche mit einem Normannia-Spieler). Ein weiteres Indiz über meine Unpässlichkeit mag sein, dass ich mich mit Stadtrat Elmar Hägele während des Spiels über die Vor- und Nachteile der unechten Teilortswahl unterhielt.
Nach einem weiteren  Normannia-Treffen wechselten wir in der Schlußphase zum dritten- und letztenmal unsere Position. Mit der Fangruppe feierten wir zusammen den nicht 2:1, auch nicht 3:1 oder 4:1-Sieg, nein, es wurde gar ein 5:1-Heimerfolg. Weitaus wichtiger: Klassenerhalt!

4:1 durch Patrick Krätschmer.
Maro feierte ausgiebig mit, gemäß dem Motto, "Komm' in den Schwerzer als Gast, und geh' wieder als Freund".
Bei Nico Schoch und Cornelius Röhrle vom "12. Mann" war er zumindest gut aufgehoben, und meine schwarz-rote Fahne war auch noch einmal zu sehen. Denn nach dem Spiel ging sie verlustig, und wurde erst am nächsten Tag beim Spiel unserer U23 von einem Zuschauer bei Nico Schoch hinterlegt. Boah, daran kann doch nur der Köster Schuld gewesen sein!





Lorbeer für den Sieger! Die Spieler haben Grund zur Freude.

Jubeltage sind schwer in Worte zu fassen. Die Mannschaft zeigte einmal mehr, was von alter Zeit her stets die Stärke der Normannia war: die so oft zitierte und durchgekaute "geschlossene Mannschaftsleistung".
Es war aber auch ein wehmütiger Moment, denn Capitano Beniamino Molinari wurde mit einem Dankeschön der Fangruppe als Stürmer verabschiedet. Auch wenn er als Trainer dem Team erhalten bleibt, so wird er dennoch auf dem Rasen fehlen, keine Frage.

Der Kapitän geht von Bord, kommt aber als Lotse wieder.

Für den Rest des Tages möchte ich mich bei allen unfreiwillig Beteiligten entschuldigen, angefangen beim Schiedsrichtergespann, die ich einfach nicht in Ruhe essen lassen konnte, bis zu allen Spielern und Funktionären der Normannia sowie anderen Gästen im Vereinsheim. Mein freudentaumlerischer Auftritt mag durch die Umstände des Klassenerhalts bestimmt gewesen sein, aber hoffentlich nie peinlicher als sonst.

Über Marco Köster und Normannia Gmünd kann man jedoch sagen, das war der Beginn einer wunderbaren Fanfreundschaft.

Marcos neues Torwartidol: Magnus Burkhardt
Auch Funktionäre werden Sankt-Paulianisiert:
Mario Capezzuto und Albert Klammer.


Vierbande mit Claus-Jörg Krischke
Auch der Ehrenpräsident des SV Hussenhofen
war zugegen: Manfred Horch.



Nach der Größe sortiert: FCN-Keeper
Konstantin Kühnle, Bredi und Marco.

Sven Weiner kommt auch nicht davon.

Ohne Fan geht es nicht.  Felice Mangieri
darf sich auch mal feiern lassen. 

Mannschaftsfoto mit neuem Fan und einem barhäuptigen Bredi.

Der Beginn einer wundervollen Freundschaft. 

Und ich? für mich endete der Abend, indem der Gast den Gastgeber ins Taxi setzte... Das nennt man dann wohl Siegesrausch. Aber jetzt laufen schon die Gedanken zum Normannia-Gegenbesuch auf St. Pauli. Nächste Saison. Auch wenn die U23 wegen den horrenden Pachtforderungen im Stadion Hoheluft dann in Norderstedt spielen muß. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte....

Spielbericht:
Normannia Gmünd: Der Klassenerhalt ist perfekt

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