Sonntag, 20. Juli 2014

Feinschliff durch die Patentante - 1. FC Normannia Gmünd gegen Stuttgarter Kickers II

Unsere Stadt, unser Team: 1. FC Normannia Gmünd!
Der Rausch der Fußballweltmeisterschaft ist vorbei, das Großereignis mit dem VfB-Spiel Vergangenheit, und der Alltag ist in die Vorbereitung der Amateurmannschaften eingekehrt.

Für Normannia Gmünd mit seinem neuen Trainer Beniamino Molinari stand am vergangenen Mittwoch der Saisonauftakt im Schwerzer auf dem Programm, und mit der Oberligamannschaft der Stuttgarter Kickers lockte man einen würdigen Trainingspartner nach Gmünd, der der neuformierten Schwerzerelf einen ersten Eignungstest abverlangten sollte.

Für Premieren jeglicher sind die Kickers stets die ideale Wahl, sind die Blauen aus Degerloch doch schließlich auch die Patentante unserer Normannia: auf dem damaligen Exerzierplatz im Schwerzer half am 25. September 1904 die damals schon in Württemberg führende Kickers-Elf den Normannen, aus der Wiege in die rauhe Welt des Fußballalltags zu schlüpfen. Auch wenn die Kickers das Nesthäkchen Normannia mit 13:0 recht unsaft ins Leben beförderten: das Feld war bestellt, der Grundstein der Normannia-Geschichte gelegt (allerdings gibt es verschiedenlautende Angaben, welche Kickersmannschaft in Gmünd am Start war, ob die 1. Mannschaft oder doch nur die 3. Mannschaft).

Fast 110 Jahre nach dem ersten offiziellen Fußballspiel der Normannia fand also an gleicher Stelle wieder ein Test in Freundschaft statt, diesmal eben wie gesagt die Premiere des neuen Coachs, aber auch eines Teams, das zahlreiche Abgänge verkraften mußte, aber auch vielversprechende Neuzugänge einzugliedern hat.

Diese Mannschaft wurde am Mittwoch gleich der Öffentlichkeit vorgestellt, nachdem am Samstag bereits der Trainingsauftakt geleistet wurde. Als besondere Geste an die Gmünder Fußballfreunde war der Eintritt völlig frei, und zu diesem Schwabenpreis wäre es ein Fehler gewesen, den Abend vor der Glotze zu verbringen. Ich nutzte die Gunst der Stunde und begab mich direkt von der Ankunft am Hauptbahnhof um ca. 17 Uhr direkt in den Schwerzer. Auch ein Freund von mir, der es für gewöhnlich nicht so mit Fußball hat, ließ sich von mir zu einem Besuch bei "unserem Gmünder Team" überreden, was übrigens nach dem denkwürdigem "St.-Pauli-Spiel" gegen Bonlanden erst sein zweiter Besuch im Schwerzer war.

Fußballchoreographie.
Drei große Keeper.










Auf den Spielfeldern herrschte schon reger Betrieb, auch mein Bekannter war zeitnah da - was nicht selbstverständlich ist - und auch im fernen St. Pauli wartete man auf Zwischenergebnisse aus dem Schwerzer.
Bevor aber der Schiri das Spiel anpfiff, wurde zunächst die "neue" Normannia begrüßt und einzeln vorgestellt. Besondere Beachtung verdient in meinen Augen der Dreier-Gespann im Tor. Zu den bewährten Magnus Burkhardt und Konstantin Kühnle gesellt sich heuer nun Kai Nestler aus der A-Jugend. Spätesten seit den Zeiten des Torwartgespanns Gruca/Scherrenbacher hat Normannia immer das "Problem", gleich zwei gute Torhüter (von denen bekanntermaßen nur einer immer Teil des Spiels sein kann) zu haben, nun werden daraus gleich drei Keeper. Am Mittwoch wenigstens durfte jeder mal ins Gehäuse, angefangen mit "Kiki" Kühnle schenkte Beni Molinari allen Dreien sein Vertrauen.

Dieses Normannia-Team vertritt die rot-weißen Farben Gmünds 2014/15.
Man muß es den Gmündern begreiflich machen: das da ist eure Mannschaft, das Team aus eurer Stadt! Also unterstützt es auch, macht die Glotze aus und das (Normannia-)Stadion an! Hier steht keine zusammengewürfelte Legionärstruppe auf dem Rasen, keine abgehalfterten Drittligaprofis, die ihr Gnadenbrot in der Verbandsliga verdienen. Echte Gmünder Jungs halt, da ist ein Neuzugang aus Heidenheim schon exotisch.

Am Mittwoch waren jetzt nur eine sehr überschaubare Zuschauermenge im Stadion, was wohl naturgemäß am Wochentag lag. Die wenigen Unverdrossenen kamen aber dennoch auf ihre Kosten, auch wenn vieles etwas improvisert wirkte. Da war ein etwas gehetzt wirkender Fußballbereichsleiter Heinz Eyrainer, der mit einer Tüte Brötchen an der Tribüne vorbeihetzte, oder der Normannia-Präsident Dieter Weil, der zusammen mit Edelfan Laslo Tabori zum Würstchenverkauf an den Grill wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde kam. Aber so ist halt meine Normannia: wenn die Zeiten hart werden, dann krempelt der Präsident halt höchstpersönlich die Ärmel hoch und steht am Grill, ohne das er deshalb Abstriche an seiner guten Laune machen würde.


Zum Feierabendbier in den Schwerzer.
Wissenschaftler des Grills: Laslo Tabori
und FCN-Präsident Dieter Weil.











Und so begann um 19 Uhr dann das Abenteuer "Normannia - The next generation" mit Beniamino Molinari auf der Kapitänsbrücke. Das Spiel, weit davon entfernt ein reiner Sommerkick zu sein, war eine gute Werbung für die Normannia. Bereits nach 17 Minuten trug sich Neuzugang Tobias Ex (TSV Essingen) als erster Normannia-Torschütze im Fußballjahr 2014/15 ein, und knapp 10 Minuten später hätte er die Führung sogar erhöhen können.

Neue Ära auf der Trainerbank.

Nach der Pause wurde eifrig gewechselt und fast das komplette Team ausgetauscht. In der 2. Halbzeit merkte man aber auch langsam an, dass die Kickers schon etwas eingespielter waren als die Normannen, die Degerlocher kamen zunehmends vor das Gmünder Tor und erzielten dann auch völlig verdient in der 71. Minute per Kopfball zum 1:1. Bei diesem Ergebnis blieb es dann auch, aber das war wirklich zweitrangig. Als Trainer hätte man auch eine gewiss schlechtere Premiere haben können!

Nach dem 1:0 durch Ex.
Michelle, mal nicht als Ordner
sondern in "Zivil" im Stadion



















Magnus vor der
Einwechslung.

Auch Marius Nuding sieht nach
dem Spiel zufrieden aus.














Wichtiger war es zu sehen, was Normannia hinlegte. Ergebnis und Leistung des vorgestellten Teams bringen Zuversicht, auch wenn ein Freundschaftsspiel und ein Ligaduell etwas vollkommen unterschiedliches sind.

Interessierte Kickersblicke von der Tribüne














Und doch verbinde ich den ehrlichen Wunsch, die Gmünder mögen ihrer Mannschaft die verdiente Unterstützung zukommen lassen. Jetzt haben sie ihre Mannschaft, nutzt es auch! Vom lesen der Ergebnisberichte und dem darüber diskutieren in den Kneipen, was früher besser gewesen sei, wurden noch nie Meisterschaftspunkte errungen.

Den Abschluß bildet eine nächtliche Impression des Normanniastadions. Aber das ist wieder eine andere Geschichte...

Wer noch niemals ne lauschige Nacht 
bei Normannia im Schwerzer verbracht
ist ein armer Wicht,
denn er kennt es nicht,
Dein Normannia, Normannia bei Naaaacht.

Spielberichte:
Normannia Gmünd: Molinari-Elf mit Licht und Schatten
Rems-Zeitung: FC Normannia trennt sich im ersten Test von der U 23 der Stuttgarter Kickers mit einem 1:1 – Weber fällt in der Hinrunde aus

Dienstag, 15. Juli 2014

Ein Hauch von Prada - Team Gmünd gegen VfB Stuttgart

Volle Hütte
Die Sommerpause bietet dem Fußballspieler die dringend benötigte Regeneration, der Fußballfan leidet ob dieser Zwangspause gelegentlich an einer Leere. Die Weltmeisterschaft versuchte in diesem Jahr, die Lücke ein klein wenig zu füllen, aber da ich als Fernsehfußballverweigerer und Profifußballabseitssteher bekannt bin, war dies keine große Hilfe.

Nun neigt sich aber auch jede Amateurfußballlosigkeit mal dem Ende zu, und die ersten Testspielkarawanen ziehen durchs Ländle. Meine Normannia hat hier durchaus ein paar interessante Gegner, die sie einerseits ihren Anhänger anbieten und andererseits den Spieler wichtige Härtetests abverlangt.

Anfang und Ende der Testspielreihe bilden die U23 der Stuttgarter Kickers am 16. Juli und der 1. CFR Pforzheim am 9. August. Dazwischen steigt die 1. Runde des WFV-Pokals bei der TSV Deizisau am 26. Juli und hoffentlich auch Runde 2 am 30. Juli (beim FV Sontheim/Brenz oder dem TSV Buch).

Doch als Oberschmankerl sah das altehrwürdige Normanniastadion am 13. Juli einen sehr selten in Gmünd servierten Leckerbissen. Am Finalsonntag - quasi als Vorspeise zum WM-Endspiel in Rio de Janeiro - kredenzte man den Gmündern Fußballfreunden die Bundesligamannschaft des VfB Stuttgart im Schwerzer, die frisch aus dem Trainingslager zum ersten Spiel unter ihrem neuen Trainer Armin Veh antraten. Zum letztenmal zu einem Pflichtspiel traten die Cannstätter am 18. März 1962 im Schwerzer an. Damals, in der 2. Runde des Süddeutschen Pokals, siegten die Residenzler mit 9:1 gegen die heimische Normannia.

Diesmal allerdings kam der VfB nicht zum Vergleich gegen die Normannia, sondern zum Schaulaufen gegen eine Auswahl der Gmünder Verbands- und Landesligisten. Dieses bestand dann aus Spielern vom 1. FC Normannia Gmünd sowie dem TSGV Waldstetten, FC Germania Bargau und dem Landesliganeuling SG Bettringen. Die Namensgebung für diese Auswahltruppe fand ich mit "Team Gmünd" jetzt nicht ganz so glücklich, ist doch die Waldstetten im Gegensatz zu den anderen beteiligten Orten kein Gmünder Stadtteil, sondern konnte bei der großen Landkreisreform 1972/73 ihre Unabhängigkeit bewahren. Eher war das ja eine Kreisauswahl des ehemaligen Landkreises Schwäbisch Gmünd, oder treffender gar eine "Reichsstädtisch-Gmündische Nationalelf". Aber dann hätte man wohl das Aloisle-Lied abspielen müssen. Die Gmünder Auswahl präsentierte sich wenigstens in gelb-schwarzer Spielkleidung, was farblich zum alten, 1954 vom Künstler Immanuel Knayer entworfenen Kreiswappen des ehemaligen Landkreises passen würde. Als Trikotwappen fungierte allerdings dieses unsägliche Balkendiagramm-Einhorn, das auch von der Stadtverwaltung verwendet wird. Mit schaudern denke ich an die Zeit zurück, als bei Normannia auch mal versucht wurde, diese "grafische Innovation" als einzuführen. Gottlob tanzte das Balkenwappen nur einen Sommer...

Eintrittskarte mit dem alten Wappen.
Spaß beiseite, dieses Ereignis wurde natürlich mit großem Wohlwollen in der Bevölkerung aufgenommen, und der Absatz der Eintrittskarten ließ große Erwartungen wecken. Mit bis zu 4.000 Zuschauern wurde im Vorfeld gerechnet, die diese Truppe der Gmünder Fußballstars sehen wollten. Nun, ganz so viele waren es am Ende nicht, der Stadionsprecher gab die Zahl 3.380 an, und ein paar Nörgler und Bruddler werden einwenden, die Leute seien wegen dem Hauptstadtclub in den Schwerzer gestürmt.














Einer zumindest nicht, und das war ich. Durchaus dankbar, dass der VfB mal wieder in Gmünd vorbeischaute, so galt meine Neugier doch dem Publikum. Welch' Augenweide es für mich Nostalgiker war, mal selber das Normanniastadion mit so einer Kulisse zu erleben, läßt sich nicht beschreiben. So einen Publikumsandrang sieht man sonst nur auf vergilbten Schwarz-Weiß-Fotos, und wer am Sonntag nicht im Schwerzer war, ist einfach selber Schuld.

Was für ein Anblick!
Zugegeben, für mich war das nur eine Seite der Medaille. Andererseits sah man Menschen im Stadion, die man dort, im Schwerzer, nie sieht, und die man auch nach dem VfB-Auftritt dort nie mehr sehen wird. Public Viewing mit Liveauftritt eben. Nun gut, auch die Kinder sollen mal zu ihrem Spaß kommen und ihre Stars hautnah erleben dürfen, und im Gegenzug schlugen allerdings auch ein paar Groundhopper sowie ein kleiner VfB-Fantrupp auf.

Der Lotse auf der Brücke.
FCN-Spielleiter Claus-Jörg Krischke
im roten Trikot genießt das Spiel.
Ich, wie immer spät dran, bekämpfte klaustrophobische Anfälle und fand zunächst eine Heimat im unteren Spielfeldbereich. Die erwies sich als Fehler. Als großer Fehler. Die Sicht auf Höhe der Eckfahne war zwar recht ordentlich, jedoch stand ich während der ersten Halbzeit neben einen geschminkten Schickimicki-Beauty-Girl auf hohen Absätzen, so eine Art Barbiepuppen-Fehlpressung mit dunklen Haaren, die keine 5 Sekunden ruhig stehen konnte und mir ständig ihre Prada-Handtasche in die Seite und die Waden schlug. Wenn es nur das gewesen wäre. Aber sie sprach, und darüber sehr unsachgemäßes Zeug. "Wer ist nochmal der VfB? Die Roten?" - "Die waren letztes Jahr nicht so gut, oder?" - "Ich wollte eigentlich Turnschuhe anziehen. Aber die hätten nicht zu meinem Oberteil gepaßt" - "In der Sonne ist es so warm" und so ähnliche Dinge.

Der "neue" VfB Stuttgart.

Interessant ist bei so einem Event natürlich auch die Vereinszählung der Fußballtrikots und -trainingsanzügen. Neben dem heimischen FC Normannia taucht mit einem TSGV-Waldstetten-T-Shirt noch ein Zuschauer mit den Farben eines beteiligten Vereins auf. Dann natürlich Unmengen an VfB-Fanartikeln und Deutschlandtrikots. Unter den Kindern ist darüberhinaus noch Dortmund, Hoffenheim, Paris St. Germain, Besiktas und Galatasary und als einsamer, weil wahrscheinlich selber kickender Held, ein Junge in den Farben des TV Lindach zu sehen.

Akkustisch war der Tag auch eine interessante Erkenntnis. Es war quasi nichts zu hören, obwohl alles da war, inklusive Gesang. Das lag wohl einfach - welch Ironie - am Zuschauerandrang. Mangels Koordination köchelte überall ein individuelles Süppchen, das aber nicht stark genug gewürzt war, um gegen den Dauersummton der Eventgenießer anzukommen. Als Beispiel mögen Nico Schoch und Cornelius Röhrle dienen, die zwar unermüdlich ihre Schlachtrufe ins Feld schmetterten, aber im Prinzip schon von mir nicht mehr wahrgenommen wurden. Obwohl ich auf dem gleichen Längengrad am unteren Tor stand. Und erst in der 2. Halbzeit, als ich zur Tribüne wechselte, bemerkte ich den freudig singenden kleinen VfB-Trupp, der nun gewiß auch nicht leise war. Später, nach dem Spiel, erzählte mir jemand, er sei an der Gegengerade gestanden, "dort, wo es das ganze Spiel über am lautesten war".

Ach ja: Fußball wurde ja auch gespielt. Der VfB, frisch aus dem Trainingslager, begnügte sich dabei, mit halber Kraft zu spielen, was natürlich für ein Werbespiel reicht. Die Gmünder Auswahl hingegen sah es nicht ein, nur Sparringspartner zu sein und hängte sich richtig rein. Und obwohl die Spieler nie zusammengespielt haben machten sie ihre Sache ordentlich. Das Spiel konnte zumindest in der 1. Halbzeit gefallen.














Einen besonderen Hinweis muß ich über Magnus Burkhardt machen. Obwohl er 3 Gegentreffer in "seiner" Halbzeit einstecken mußte, gelang ihm doch etwas einzigartiges. Denn nicht viele Normannia-Torhüter können von sich behaupten, einen VfB-Elfmeter erfolgreich pariert zu haben. Hans Stadelmaier († 1945) war so einer, und er darf sich einreihen. Denn bereits in der 10. Minute zeigte der Referee auf den Punkt, aber das Resultat ist ja bekannt. Zur Pause stand es 3:0, aber zu meiner Überraschung kam doch Stimmung auf, wenn die Gmünder anstürmten.


Das 3:0 war auch der Endstand, und in der 2. Halbzeit flachte das Spiel etwas ab, aber es kam noch zu ein paar netten Torraumszenen. Einzig der Ehrentreffer für die Gold- und Silberauswahl wollte nicht fallen. So blieb es beim natürlich verdienten Sieg der Bundesligisten, aber nicht nur die Kinder kamen auf ihre Kosten. Man kann den Veranstaltern und Sponsoren tatsächlich reinen Gewissens seinen herzlichen Dank für diese Veranstaltung aussprechen, die in keinster Weise eine übertriebene Verkaufsshow war. Nur beim vielzitierten "Werbung für den Gmünder Sport" werfe ich ein "Gebruddle" in den Raum. Eine Werbung war es, gewiss, aber für den VfB mit seiner Werbefranchise und vielleicht für die Veranstalter, die dem dem "großen Team" aus der Landeshauptstadt zeigten, dass sie in der Lage sind, so ein Event zu stemmen. Dem Publikum allerdings war es wohl gelinde gesagt "wurscht", wer da gegen den VfB spielt. Ob das eine Gmünder Auswahl, der FC Normannia, der TSV Lauterburg oder eine Forstauswahl Bibersohl/Wental gewesen wäre, war da zweitrangig. Die Dame mit der Pradatasche sehe ich beim Normannia-Heimspiel bestimmt nicht wieder, und auch den Großteil der anderen VfB-Hungrigen.










Nach dem Schlußpfiff hieß es erstmal Ordnung schaffen, damit die Autogrammjägerinvasion in halbwegs geordnete Bahnen ablaufen konnte. Für mich war es aber schon wieder Zeit zum aufbrechen. Nicht wegen dem WM-Finale, sondern den dunklen Wolken am Horizont. Leider zu spät, denn sie erreichten mich noch eiskalt und entluden ihre nasse Last auf die Anwesenden. Dem Freudentag tat dies aber keinen Abbruch. Ein großartiges Ereignis, sogar für mich Meckermaul, und obwohl ich über dem Profifußball in seiner heutigen Ausprägung kein gutes Haar lassen kann, habe ich mich über den Abstecher der Cannstätter in den Schwerzer sehr gefreut, denn so wurde mir mal ein volles Normannia-Stadion zuteil. Zum Vergleich: 1977, beim DFB-Pokalsieg über Fortuna Köln, sollen nur 2.500 Zuschauer anwesend gewesen sein. Nach fast 40 Jahren war es also mal wieder Zeit, die alte Tribüne zu füllen.










Aber jetzt beginnt endlich wieder der Ernst des Amateurfußballs. Am Mittwoch kommen die Stuttgarter Kickers zum Freundschaftsvergleich. Und wenn es auch nur die zweite Mannschaft ist, so ist doch Kickers der attraktivere Name aus Stuttgart. Zumindest für mich.

Während im Hintergrund alles zur VfB-Franchise rennt,
knipst Nico Schoch wahre Helden des Amateurfußballs.

Spielberichte:
Rems-Zeitung: Bundesligamannschaft des VfB Stuttgart gewinnt ihren ersten Test vor 3.480 Zuschauern in Gmünd mit 3:0
Stuttgarter Zeitung: VfB Stuttgart gewinnt gegen Team Gmünd
VfB Stuttgart: Sieg in Schwäbisch Gmünd


Samstag, 12. Juli 2014

Fußball-Almanach: WFV-Pokal 1954/55

Für Wettbewerbe wie der Bundesliga, dem DFB-Pokal oder Fußball-Weltmeisterschaft - die allesamt eh schon im besonderen Blickfeld des Interesses stehen - gibt es zahlreiche Publikationen wie Statistiken, Jahrbücher und Saisonrückblicke. Auch wer sich für die historischen ersten Ligen und Meisterschaften interessiert muß nicht leer ausgehen und findet interessante Literatur, Ergebniskästen und Abschlußtabellen.

Eher mau sieht es hingegen aus, wenn man sich für Wettbewerbe unterhalb der alten Oberligen interessiert, die vor Einführung der Bundesliga 1963 als oberste Spielklasse fungierten.

Natürlich hat sich auch hier in den vergangenen Jahren viel getan. So hat z. B. der Deutsche Sportclub für Fußballstatistiken Bücher über die 1. und 2. Amateurliga Württemberg oder bereits 2 Bände über die Ober-, Verbands- und Landesligen in Baden-Württemberg ab 1978 herausgebracht. Seit über 10 Jahren erscheint auch regelmäßig zum Saisonende ein Württemberg-Buch, das sämtliche Spielklassen und Pokale im Ländle berücksichtigt.

Und doch bleiben Lücken offen, werden Dinge wie der Verbandspokal stiefmütterlich behandelt, gibt eine Ergebnistabelle zwar schön ein 1:0 wieder, verrät aber nichts vom auf und ab einer Saison.

Mit dem Spätzleskick Fußball-Almanach soll versucht werden, zum schließen solcher Lücken beizutragen. Und auch wenn zwangsläufig nicht alle Fragen geklärt werden können, so hoffe ich doch, dass die hier veröffentlichten Statistiken als Grundlage für andere Fußballfreunde hilfreich sein mögen. Zugleich bitte ich jeden, der mit Wissensschnippseln jeglicher Art (Ergebnisse, Bilder, Zeitungsberichte etc.) zu den einzelnen Themen beitragen kann, mit mir Kontakt aufzunehmen.

Aber nun zum ersten Teil, dem WFV-Pokal 1955. Erklären muß ich hierzu, dass es damals zwei WFV-Pokale gab. Zum einen den seit 1946 bzw. 1951 ermittelteten WFV-Vereinspokal, und den WFV-Bezirkspokal. Im letztgenannten traten die Auswahlmannschaften der Fußballbezirke gegeneinander an, aber dieser Wettbewerb soll hier nicht das Thema sein.

Thema ist der WFV-Vereinspokal. Dieser wurde seit der Vereinigung der beiden württembergischen Fußballverbände erst zum drittenmal ausgetragen. 1951 trug sich der ESC Ulm als erster Pokalsieger Gesamtwürttembergs in die Geschichtsbücher ein. 1952 und 1953 wurde kein Wettbewerb ausgetragen, während 1954 der FV 09 Nürtingen im neuen Filderstadion in Echterdingen mit 3:2 gegen den Stuttgarter SC die Trophäe in Empfang nehmen durfte.

Die Pokalrunde begann im Mai, wenn die Spielzeit in der 1. und 2. Amateurliga praktisch beendet war. Abgesehen vom 1. SSV Ulm 1928, der als Meister der 1. Amateurliga an den Aufstiegsspielen zur 2. Liga Süd teilnahm, und dem 1. FC Eislingen, der sich der Konkurrenz der Deutschen Amateurmeisterschaft stellte sowie Teilnehmern der Relegationsrunden nahmen die Teams der beiden Amateurligen am Wettbewerb teil. Endete ein Spiel nach Verlängerung Unentschieden, wurde es auf dem Platz des Gegners wiederholt. Durch den späten Start der Pokalrunde kam es oft genug vor, dass das Endspiel erst ausgetragen wurde, wenn bereits die ersten Spiele neuen Saison bereits absolviert waren. Die Pokalwettbewerbe standen halt im Schatten der Liga, das galt sogar für den DFB-Pokal.

In der 1. Runde traten zunächst die Vertreter der 2. Amateurliga gegeneinander an. Nicht dabei war der FV Ravensburg, der im Wettbewerb 1954 für Furore sorgte und immerhin in die Vorschlußrunde vordrang, in diesem Jahr einen Anlauf in die oberste Amateurklasse unternahm. Der andere Vorjahreshalbfinalist, der Göppinger SV, empfing Zuhause den TSV Münster, und das Team aus der Landeshauptstadt erwies sich nicht als Stolperstein für die Filstäler.
Zu den Mannschaften, die im Vorjahr für Überraschung sorgten, gehörte auch der TSV Herbrechtingen, der erst im Viertelfinale gegen den späteren Sieger Nürtingen die Segel streichen mußte. 1955 hingegen kam bereits in der 1. Runde das aus, nachdem die TG Biberach ihren Ausflug auf die Ostalb siegreich gestalten konnte. Nicht anknüpfen an die guten Leistungen im Vorjahr konnte auch die SpVgg Neckarsulm, die mit einer 1:2-Heimschlappe gegen Traditionsverein Sportfreunde Stuttgart bereits in der 1. Runde ausschied. Besser machten es hingegen der FV 08 Rottweil, der sich im eigenen Stadion gegen  den FC Mittelstadt aus Reutlingen mit 2:1 durchsetzte, und der FC Tailfingen, der beim SV Weingarten mit 4:3 die Oberhand behielt. Somit waren immerhin noch fünf Mannschaften im Wettbewerb, die im Vorjahr das Viertelfinale erreichten.
Kampflos kam der FC Lindenberg 07 in die nächste Runde, nachdem die SG Baienfurt verzichtete. Besonders torreich ging es in Tübingen zu, wo der SV 03 vom FV Zuffenhausen mit 1:8 abgefertigt wurde. Auch der FC Hechingen hielt mit seinem 7:1 über die SKG Hedelfingen nicht hinter dem Zaun, und mit 1:6 ging der VfL Kirchheim bei der TSG Giengen unter.
Erstaunlich ist auch, das kein einziges Spiel wiederholt werden mußte. Unschön hingegen, dass die Partie zwischen SG Bad Wimpfen und dem Polizei-SV Stuttgart beim Stand von 0:2 abgebrochen werden mußte.

Aus Gmünder Sicht interessiert natürlich das Auftreten der Sportfreunde Gmünd. Diese empfingen mit den Sportfreunden Eßlingen ihren Namensvetter vom Neckar. Das erste Auftreten der Zwiebelstädter in Schwäbisch Gmünd nach so langer Zeit lockte zahlreiche Zuschauer an, zumal auch die Gmünder in den letzten Saisonspielen eine ordentliche Erfolgsserie hingelegt hatten. Auf dem harten Platz erlebten die Zuschauer zunächst einen reinen Sommerfußball. Ein zwar lebhaftes, aber zerfahrenes Spiel, wobei es den Gmündern in der ersten halben Stunde gelang, den schnellen Spielaufbau der Eßlinger früh zu stören. Dennoch gingen die Rothosen noch in der 1. Halbzeit in Führung, und bis zum Seitenwechsel konnten die Gmünder nach diesem Treffer vom Glück reden, nicht noch weiter in Rückstand zu geraten. Nach dem Pausentee setzten die Gastgeber das Gehäuse von Essingens altgedientem Keeper Effinger mächtig unter Druck, und in der 58. Minute erreichte Noll durch einen klassischen Abstauber den verdienten Ausgleich. Als alles schon mit einem 1:1-Endstand rechnete, verursachte Effinger einen Freistoß an der Strafraumgrenze, der von Haas II direkt verwandelt. Den Gmünder Sportfreunden gelang es aber nicht, die Führung über die Zeit zu bringen, und bereits zwei Minuten später klingelte es im Kasten zum 2:2. In der ersten Viertelstunde der Verlängerung waren es jetzt die Gmünder, die Druck machten, aber erst in der 110. Minute gelang der Siegtreffer zum 3:2. Schabel, am Boden liegend, bugsierte den Ball erfolgreich ins leerstehende Eßlinger Tor, und diesmal blieb die Gmünder Abwehr clever genug, dem Eßlinger Sturmlauf bis zum Schlußpfiff erfolgreich zu widerstehen.

1. Runde
01.05.1955: Göppinger SV - TSV Münster 4:1
01.05.1955: VfB Reichenbach - FC Uhingen 3:2 n.V.
01.05.1955: 1. FC Donzdorf - SV Fellbach 1:2 n.V.
01.05.1955: Sportfreunde Gmünd - Sportfreunde Eßlingen 3:2 (2:2, 0:1) n.V.
01.05.1955: TSG Giengen - VfL Kirchheim 6:1
01.05.1955: FV Burgberg - FV 08 Unterkochen 2:5
01.05.1955: TSV Herbrechtingen - TG Biberach 0:3
01.05.1955: SV Denkendorf - VfB Sontheim 2:3
01.05.1955: Viktoria Wasseralfingen - Sportfreunde Schwäb. Hall 1:2
01.05.1955: TuS Metzingen - TG Böckingen 2:3
01.05.1955: SpVgg Neckarsulm - Sportfreunde Stuttgart 1:2
01.05.1955: SG Bad Wimpfen - Polizei-SV Stuttgart 0:2 (abgebrochen)
01.05.1955: FSV 08 Bissingen - VfB Stuttgart Amateure 1:0
01.05.1955: TSG Öhringen - VfL Wangen (Stuttgart) 2:1
01.05.1955: VfL Neckargartach - VfL Pfullingen 0:1
01.05.1955: TSV Künzelsau - SC Steinbach-Hall 2:1
01.05.1955: TSV Blaubeuren - SV Buchau 3:4
01.05.1955: TSV Neu-Ulm - FC Wangen 05 2:0
01.05.1955: SV Spaichingen - SV Sigmaringen 4:2
01.05.1955: SC Schwenningen - FV Saulgau 4:0 (1:0)
01.05.1955: SpVgg Trossingen - SpVgg Lindau 4:0 (2:0)
01.05.1955: SpVgg Truchtelfingen - TSV Sigmaringendorf 3:2 (2:2)
01.05.1955: FC Hechingen - SKG Hedelfingen 7:1
01.05.1955: SV 03 Tübingen - FV Zuffenhausen 1:8
01.05.1955: FV 08 Rottweil - FC Mittelstadt 2:1
01.05.1955: SpVgg Freudenstadt - Kickers Lauterbach 3:1
01.05.1955: SV Marschalkenzimmern - SV Gosheim 4:3
01.05.1955: Olympia Laupheim - FV Senden 6:0 (3:0)
01.05.1955: FC Lindenberg - SG Baienfurt X:0 (Baienfurt verzichtete)
01.05.1955: TV Wiblingen - Kickers Vöhringen 2:1 n.V.
01.05.1955: SV Weingarten - FC Tailfingen 3:4 (3:0)
01.05.1955: TSV Riedlingen - TSG Balingen 1:3 (0:3)
01.05.1955: TSV Oetisheim - SpVgg Frankenbach 6:2
01.05.1955: TSG Backnang - SpVgg 07 Ludwigsburg 3:2
Freilose für die Mannschaften der 1. Amateurliga: Stuttgarter SC, VfR Heilbronn, FV Kornwestheim, FV 09 Nürtingen, VfB Friedrichshafen, SG Untertürkheim, VfR Aalen, SpVgg Feuerbach, FV Ebingen, FC Tuttlingen, Union Böckingen, SC Geislingen, 1. FC Normannia Gmünd, VfR Schwenningen, VfL Sindelfingen

In der 2. Runde stiegen nun auch die Mannschaften aus der 1. Amateurliga ein. Pokalfinalist Stuttgarter SC benötigte dabei gegen den VfB Reichenbach ein Wiederholungsspiel, um in die 3. Runde einzuziehen. Auch der VfR Aalen tat sich gegen Lokalrivale FV Unterkochen unerwartet schwer und mußte nachsitzen. Auch sonst bekleckerten sich die Verteter der höchsten württembergischen Spielklasse nicht mit Ruhm. Salamander Kornwestheim ging nach Verlängerung bei der TG Böckingen baden, der altehrwürdige VfR Heilbronn blamierte sich beim VfB Sontheim und Pokalverteidiger FV Nürtingen verabschiedete sich mit 2:4 beim VfL Pfullingen aus dem Wettbewerb. Im Lokalderby beim FV Zuffenhausen hatte die SpVgg Feuerbach nichts zu melden, und auch der FV Ebingen blieb gegen seinem Nachbarn auf der Strecke. Für den FC Tuttlingen war die TSG Balingen eine unerwartete Hürde, und auch der VfR Schwenningen flog gleich aus dem Pokal.
Der FC Lindenberg, kampflos in die nächste Runde gekommen, verzichtete diesmal selber auf ein Spiel beim SV Buchau. Recht deutlich gewann hingegen der VfL Sindelfingen mit 7:0 bei der SpVgg Freudenstadt, die Seehasen des VfB Friedrichshafen mit 8:0 bei der TG Biberach. Deutliche Heimsiege feierten im Gegenzug der FC Hechingen (8:0 gegen SpVgg Truchtelfingen) und der FV 08 Rottweil (8:1 gegen SV Marschalkenzimmern).
Auch für den 1. FC Normannia Gmünd war die 2. Runde Endstation. Die Mannschaft, die bereits als Absteiger aus der 1. Amateurliga feststand, konnte sich gegen die TSG Backnang nicht behaupten und bekam in der Lederstadt regelrecht das Feld gegerbt. Erschwerend kam allerdings hinzu, das Normannia auf seine Stammspieler Hildner und Doll (beide verletzt) sowie die gesperrten Gerhold und Stollhof verzichten mußte. Bereits in der 1. Halbzeit schied Rupp verletzt aus, und Brenner wurde wegen Schiedsrichter-Beleidigung des Spielfeldes verwiesen. In Unterzahl kämpften die Normannen zwar beherzt, aber letztlich vergebens.
Die Sportfreunde Gmünd hatten ein neuerliches Heimspiel, diesmal gegen den Erstligisten SG 07 Untertürkheim. Die große Zuschauermenge wurde mit einem sehr spannenden Spiel belohnt, die bereits nach 5 Minuten die Führung für die mit starkem Rückenwind spielenden Gmünder bejubeln durften. Allerdings machten die Zebras bereits in der ersten Halbzeit das Endergebnis klar, und für die Sportfreunde war der Pokaltraum ausgeträumt.

2. Runde
15.05.1955: VfB Reichenbach - Stuttgarter SC 1:1 n.V.
15.05.1955: TG Böckingen - FV Kornwestheim 6:5 n.V.
15.05.1955: VfB Sontheim - VfR Heilbronn 3:1
15.05.1955: TSV Oetisheim - Polizei-SV Stuttgart 1:5
15.05.1955: VfL Pfullingen - FV 09 Nürtingen 4:2 n.V.
15.05.1955: Sportfreunde Schwäb. Hall - TSG Öhringen 2:1
15.05.1955: SV Fellbach - FSV 08 Bissingen 3:2
15.05.1955: TG Biberach - VfB Friedrichshafen 0:8 (0:5)
15.05.1955: SV Buchau - FC Lindenberg X:0 (Lindenberg verzichtete)
15.05.1955: Sportfreunde Gmünd - SG Untertürkheim 1:2
15.05.1955: FV 08 Unterkochen - VfR Aalen 2:2 n.V.
15.05.1955: FV Zuffenhausen - SpVgg Feuerbach 1:0
15.05.1955: FC Tailfingen - FV Ebingen 2:0
15.05.1955: TSG Balingen - FC Tuttlingen 4:0
15.05.1955: TSV Künzelsau - Union Böckingen 0:2
15.05.1955: SC Schwenningen - SV Spaichingen 0:0 n.V.
15.05.1955: TV Wiblingen - Göppinger SV 0:1
15.05.1955: Olympia Laupheim - TSV Neu-Ulm 4:2 (1:0)
15.05.1955: FC Hechingen - SpVgg Truchtelfingen 8:0
15.05.1955: FV 08 Rottweil - SV Marschalkenzimmern 8:1 (5:0)
15.05.1955: TSG Giengen - SC Geislingen 2:0
15.05.1955: SpVgg Freudenstadt - VfL Sindelfingen 0:7
15.05.1955: TSG Backnang - 1. FC Normannia Gmünd 3:2
22.05.1955: SpVgg Trossingen - VfR Schwenningen 2:1
Freilos: Sportfreunde Stuttgart

Wiederholungsspiele
22.05.1955: Stuttgarter SC - VfB Reichenbach 1:0
22.05.1955: VfR Aalen - FV 08 Unterkochen 6:1
22.05.1955: SV Spaichingen - SC Schwenningen 0:1

Wie und wo der SC Schwenningen und der VfB Friedrichshafen in der 3. Runde gegeneinander spielten, war nicht zu eruieren, die Seehasen kamen zumindest weiter, genauso wie der FV Rottweil, den ein Freilos beglückte (Nachtrag: Der VfB gewann Zuhause 1:0). Normannia-Bezwinger TSG Backnang besiegte die Stuttgarter Polizisten mit 2:1, während Sportfreunde-Besieger Erstligist SG Untertürkheim mit sage und schreibe 6:0 beim FV Zuffenhausen versenkt wurde. Der VfB Sontheim behielt seine Pokalstärke bei und kam nach einem 2:1 über den Traditionsclub Sportfreunde Stuttgart in die nächste Runde. Der FC Tailfingen ging im Wiederholungsspiel beim VfL Pfullingen gleich mit 7:1 ein.
Abgesehen von Untertürkheim blieben diesmal die Vertreter der 1. Amateurliga erfolgreich. Der VfR Aalen hielt mit 3:0 die TSG Giengen auf Abstand, und die Seeräuber von Union Böckingen raubten in Schwäbisch Hall den Sieg, während Lokalrivale TG Böckingen gegen den VfL Sindelfingen mit 2:4 unterlag. Nur der Stuttgarter SC benötigte eine Verlängerung, um schließlich mit 6:5 vom SV Fellbach zurückzukommen.

3. Runde
22.05.1955: SV Buchau - Olympia Laupheim 2:3
30.05.1955: SpVgg Trossingen - FC Hechingen 3:1
30.05.1955: VfR Aalen - TSG Giengen 3:0
30.05.1955: TG Böckingen - VfL Sindelfingen 2:4
30.05.1955: VfB Sontheim - Sportfreunde Stuttgart 2:1
30.05.1955: TSG Backnang - Polizei-SV Stuttgart 2:1
30.05.1955: FC Tailfingen - VfL Pfullingen 1:1 n.V.
30.05.1955: Göppinger SV - TSG Balingen 2:0
30.05.1955: FV Zuffenhausen - SG Untertürkheim 6:0
30.05.1955: SV Fellbach - Stuttgarter SC 5:6 n.V.
30.05.1955: VfB Friedrichshafen - SC Schwenningen 1:0 (0:0)
05.06.1955: Sportfreunde Schwäb. Hall - Union Böckingen 0:2

Freilose: FV 08 Rottweil

Wiederholungsspiel
09.06.1955: VfL Pfullingen - FC Tailfingen 7:1 n.V.

Der VfB Sontheim blieb auch in der 4. Runde bzw. Achtelfinale der Pokalschreck. Nachdem die Partie bei Union Böckingen zunächst beim Stande von 1:1 abgebrochen wurde (die Gründe konnten leider nicht eruiert werden), kam es an gleicher Stelle am See 17 Tage später zu einem sensationellen 2:0.
Der Stuttgarter SC entledigte sich mit 5:3 vom FV Zuffenhausen, während der VfB Friedrichshafen überraschend mit 3:4 bei Olympia Laupheim verlor.
Das Freilos kam diesmal dem VfL Sindelfingen zugute.

4. Runde
09.06.1955: Stuttgarter SC - FV Zuffenhausen 5:3
12.06.1955: VfL Pfullingen - Göppinger SV 4:2
12.06.1955: VfR Aalen - TSG Backnang 5:0
12.06.1955: Olympia Laupheim - VfB Friedrichshafen 4:3 n.V. (2:2, 1:1)
12.06.1955: SpVgg Trossingen - FV 08 Rottweil 3:0
12.06.1955: Union Böckingen - VfB Sontheim 1:1 (abgebrochen)
Freilos: VfL Sindelfingen

Wiederholungsspiel
29.06.1955: Union Böckingen - VfB Sontheim 0:2

In der 5. Runde bzw. dem Viertelfinale wurden diesmal der Stuttgarter SC beglückt. Die faustdicke Überraschung waren das deutliche 5:1 des VfB Sontheim über Erstligist VfR Aalen und die 0:3-Heimniederlage des VfL Sindelfingen gegen die SpVgg Trossingen. Somit waren mit Ausnahme von Stuttgart alle Mannschaften der 1. Amateurliga ausgeschieden.

5. Runde
03.07.1955: VfL Sindelfingen - SpVgg Trossingen 0:3
03.07.1955: VfB Sontheim - VfR Aalen 5:1
03.07.1955: VfL Pfullingen - Olympia Laupheim 5:3 n.V.
Freilos: Stuttgarter SC

Die Vorschlußrunde sah zwei Heimsiege. Der Stuttgarter SC zog dabei erneut nach 1954 ins Endspiel ein, nachdem der Pokalschreck VfB Sontheim knapp mit 2:1 am Gaskessel besiegt wurde.
In Trossingen ging die heimische Spielvereinigung mit 5:1 nicht gerade zimperlich mit dem VfL Pfullingen um.

Vorschlußrunde
16.07.1955: Stuttgarter SC - VfB Sontheim 2:1
17.07.1955: SpVgg Trossingen - VfL Pfullingen 5:1

Als Endspielort bestimmte der Verband das Stadion des SV 03 Tübingen. Das Finale stand unter der Leitung des namhaften Schiedsrichter Neumayer aus Ebingen. Über die Zuschauerzahlen gibt es extrem abweichende Angaben. Schreibt der WFV auf seiner Statistikseite von 2.000 Gästen, so zeigt sich der zeitgenössische Artikel sehr enttäuscht darüber, das an einem Samstagabend nur 500 Zuschauer den Weg ins Stadion fanden.
Wie auch immer, man war gespannt ob der Vorjahresfinalist und Erstligist Stuttgarter SC gegen die "Zweitklässler" des SpVgg Trossingen stoplern würde. Trossingen, lediglich Fünfter in seiner Amateurligastaffel, zählte nicht unbedingt zu den großen Favoriten auf den Cup.
Die Stuttgarter ließen sich auch nicht durch den Verlust von Schäfer und Auchter beirren, die beim Spiel gegen Sontheim verletzt ausschieden, und bestimmten das Spielgeschehen. Trotz guter Ansätze enttäuschte der unterklassige Herausforderer, und die Residenzler vom Gaskessel gingen bereits nach 21 Minuten in Führung. Werner Zandt, je zweimal deutscher Meister in der Leichtathletik über 100 m und 200 m und einmal Meister mit der 400-m-Staffel, erzielte den ersten der insgesamt fünf Treffer für den SSC, der damit seinen letzten großen Erfolg in der Vereinsgeschichte feierte.

Endspiel am 23. Juli 1955 in Tübingen (Stadion des SV 03)
Stuttgarter SC - SpVgg Trossingen 5:0 (3:0)
Schiedsrichter: Neumayer (Ebingen)
Tore: 1:0 Werner Zandt (21.), 2:0 Koch (30.), 3:0 Bopp (45.), 4:0 Mader (59.), 5:0 Bopp (70.)
Zuschauer: 2.000 (lt. WFV), 500 (lt. zeitgenössischen Zeitungsbericht)