Montag, 27. Juli 2015

"Arrogant und Spaß dabei" - SV Salamander Kornwestheim gegen TSV Crailsheim

"Heißer Sand, und ein verlorenes Land"
Eingeengt zwischen Stuttgarts Stadtteil Zuffenhausen mit seiner großen Fußballtradition und der Residenzstadt Ludwigsburg hält die 32.000-Einwohner-Stadt Kornwestheim ihre Nische besetzt, wohin mich meine Zugfahrt zum Saisonstart 2015/16 hingeführt hat.

Stadt der Schuhe
Kornwestheim, seit 1931 Stadt, warb früher mit dem Slogan „Stadt der Schuhe, der Eisenbahnen und des Sports“. Eng verbunden ist Kornwestheim mit dem Namen „Salamander“, und wer von „Salamander Kornwestheim“ spricht denkt naturgemäß zunächst an die Schuhfabrik, die früher mit den beliebten Bildergeschichten um „Lurchi und seine Freunde“ warb.

Bei „Salamander Kornwestheim“ denkt man aber auch an Leistungssport in Form von Leichtathletik, an zahlreiche nationale und internationale Rekorde in unterschiedlichen Disziplinen, an Karin Frisch, der „Sportlerin des Jahres“ 1966 oder die berühmte 4 x 100 m Staffel um Hans-Jürgen Felsen, Dieter Enderlein, Peter Gamper und Hans-Dieter Hübner, die 1966 als erste Vereinsstaffel überhaupt unter 40 Sekunden blieb. Alleine aus diesem Grund hat jeder sportbegeisterte Schwabe allen Grund, mit Hochachtung zur Stadt an der Peripherie Stuttgarts zu blicken.

„Salamander Kornwestheim“ ist aber noch mehr, es ist ein bedeutendes Stück württembergischer Fußballgeschichte, und der Traditionsverein stand schon lange auf meiner Wunschliste für einen „Spätzleskick“-Besuch. Da bot sich die WFV-Pokalbegegnung gegen den Ligakonkurrenten TSV Crailsheim regelrecht an. Dabei war die angebotenene Pokalauswahl sehr groß und es noch gar nicht so sicher, dass ich ausgerechnet heuer nach Kornwestheim fuhr. Denn Losfee Bredi, der die Begegnungen für den WFV ziehen durfte, hatte sich alle Mühe gegeben, recht leckere Begegnungen aus den Lostöpfen zu ziehen. Zuerst liebäugelte ich mit dem VfB Friedrichshafen, flirtete kurz mit dem FC Winterlingen und warf begehrliche Blicke in Richtung FV Biberach – allesamt interessante Vereine, die ich auch bei Gelegenheit besuchen werden.

Was aber neben dem alten Traditionsverein für Kornwestheim sprach, war die Tatsache, dass sich in der Salamander-Stadt 2012, noch zu Bezirksligazeiten eine engagierte Fanszene gebildet hat, und die „Division Kornwestheim“ begleitet das Fußballteam mit kreativen Aktionen. Neugier auf die positiv Fußballverrückten, gepaart mit einem Stück Fußballgeschichte, gab schließlich den Ausschlag für die Zugfahrt.

Die Ahnen des Kornwestheimer Fußballs kamen aus Stuttgart. Georg Springer und Hermann Müller, die schon in der Hauptstadt gegen das runde Leder traten, gründeten 1902 den Fußballverein „Runners“, der in direkte Konkurrenz zu dem bereits existierenden Fußballclub Kornwestheim traten, sich aber später vereinten. Als echte Württemberger traten die Runners zunächst in schwarz-roter Spielkleidung, die auch lange später noch, als Salamander dann schon bereits in Grün-Weiß spielte, noch das Ausweichtrikot war.

Wie andernorts hatten auch die Kornwestheimer lange Zeit keinen eigenen Platz, und mußten ihre Torstangen noch vom Gasthaus „Zum Schwanen“ zum damaligen Exerzierplatz schleppen. Sehr nachteilig wirkte sich auch aus, dass ein Großteil der Gründungsmitglieder annähernd gleich alt waren, denn 1908 brachte der Umstand den jungen Verein an den Rand der Existenz, da ein guter Teil der Spieler ihren Wehrdienst ableisteten.

Sehr bedeutsam für die Vereinsgeschichte wurde das Jahr 1909, als die Vereinsführung um Albert Reutter und Ludwig Welde die Firma J. Sigle & Cie. als Förderer des Vereins überzeugen konnten und auf einem Firmengelände an der Stammheimer Straße den ersten eigenen Sportplatz erhielten. Dies war der Beginn der Zusammenarbeit mit der heutigen Salamander AG. Denn obwohl der SVK das „Salamander“ im Namen führt, so war Kornwestheim nie ein Betriebs- oder Firmenverein wie die ursprünglichen Gründungen von Carl Zeiss Jena oder Bayer Leverkusen, sondern standen grundsätzlich Fußballbegeisterungen aller Schichten offen. So traten schon in frühen Jahren Schüler, Studenten, Lehrlinge, Arbeiter, Angestellte, Beamte oder Freischaffende gemeinsam gegen das Leder, wo in anderen Vereinen noch Standesdünkel herrschte.

Es folgte der Beitritt zum Süddeutschen Fußballverband und die Teilnahme am Spielbetrieb. 1911 feierten die Kornwestheimer den ersten Meistertitel in der B-Klasse, 1913 feierte man den Gewinn des Tagblatt-Pokals. Der Erste Weltkrieg brachte eine Zäsur, der junge Verein konnte aber seinen Spielbetrieb unter Mühen aufrechterhalten. 1917 gelang gar noch ein Meistertitel, und 1919 stieg der FV Kornwestheim erstmals in die höchste württembergische Spielklasse auf, nachdem im Entscheidungsspiel der VfR Gaisburg mit 3:1 geschlagen wurde. Höchste Liga, das hieß damals Kreisliga Württemberg, und höher hinaus ging es nicht. VfB und Kickers, Sportfreunde, Heilbronn oder Zuffenhausen hießen die Gegner, denen sich der FVK zu stellen hatte. Diese Zehnerliga war allerdings eine Nummer zu groß, und am Ende der Saison ging es zusammen mit dem SV Tübingen wieder hinab.


1924, der Verein spielte in der A-Klasse, verzog er nach „Kanada“, wie vor dem 1. Weltkrieg im Volksmund eine Gegend an der Weimarstraße hieß. Dort wurde dem FVK ein neuer Sportplatz errichtet und die Mitglieder errichteten aus Holz das erste clubeigene Vereinsheim. Die Rückkehr in höhere Spielklassen gelang den Kornwestheimern 1927 nach dem Gewinn der A-Klassenmeisterschaft vor dem Lokalrivalen Markgröningen. In der Kreisliga Alt-Württemberg, damals zumindest zweithöchste Spielklasse, etablierte sich der Neuling durch einen hervorragenden dritten Platz, ein Jahr später sogar mit der Vizemeisterschaft hinter Meister FV Zuffenhausen. 1931/32 fehlten sogar nur 3 Punkte zur Meisterschaft und Aufstiegsrunde.

Nach der von den Nationalsozialisten vorgenommenen Umgruppierung des Ligafußballs stürzte die Salamander-Elf in die Drittklassigkeit, denn die vorher 5 Kreisstaffeln wurden auf 3 Bezirksligen gestutzt. Dieses unfreiwillige sportliche Talfahrt war aber auch der Beginn einer neuen Ära. Nach mehreren Trainerstationen in Württemberg übernahm 1934 Adolf Ade das Amt in Kornwestheim. Unter Ade wurde eine ganze Generation Spieler geformt, die durch ihre späterhin als „Salamanderstil“ bezeichnete Spielweise wieder für sportliche Höhepunkte sorgten.

Bereits 1934 kehrte Kornwestheim in die Bezirksklasse zurück, und spätestens hier taucht auch der Namenszusatz „Salamander“ regelmäßig in den Ergebnislisten der Sportzeitungen auf. Kornwestheim spielte im Bezirk Unterland durchweg eine gute Rolle, blieben aber stets hinter den Nachbarn Zuffenhausen und Feuerbach zurück. Lediglich 1936/37 errang Salamander die Meisterschaft der Bezirksliga Unterland und ging mit Zuversicht in die Aufstiegsrunde zur Gauliga. Am Ende fehlte jedoch ein Punkt zum Sprung in die Erstklassigkeit.


In den Jahren danach scheiteren die Grün-Weißen wieder knapp in der Bezirksliga, verzeichnete aber für diese Spielklasse hohe Zuschauerzahlen, z.B. 4.200 beim Lokalderby gegen den SV Feuerbach. Im Zweiten Weltkrieg mußte der Spielbetrieb 1942 eingestellt werden, das Clubhaus wurde zu einem Notlazarett umfunktioniert, der Sportplatz von Bombenkratern durchpflügt.

War die Geschichte der Salamander-Elf bis 1945 durchaus erzählenswert, die richtig große Ära begann nach Kriegsende. Zunächst unter dem Namen VfL – sämtliche Kornwestheimer Vereine wurden zu einem Großsportverein vereinigt – scheiterte man am Stuttgarter Gaskessel vor 4.000 Zuschauern gegen die Sportfreunde Eßlingen, die somit in die Landesliga Württemberg aufstiegen. Einen unerwarteten Erfolg hingegen feierten die Jugendkicker, die das Endspiel um die Süddeutsche Meisterschaft siegreich blieben und anschließend noch als „Nobodys“ den Meister der britischen Zone, FC Schalke 04, in Kornwestheim vor 3.000 Zuschauern mit 3:1 besiegten.

Noch einmal nahm Kornwestheim am Aufstieg zur damals zweithöchsten Spielklasse, der Landesliga Württemberg teil, erreichte aber 1949 wieder nur den undankbaren 3. Platz. 1950 schließlich belegte Salamander souverän den 1. Platz in der Aufstiegsrunde. Die Landesliga jedoch war kurz danach Vergangenheit und durch die 1. Amateurliga abgelöst, die nur noch Drittklassig war, die vom Gebietsumfang aber der heutigen Verbandsliga entsprach. Als Gründungsmitglied dieser 1. Amateurliga traf man auf so legendäre Vereine wie den VfR Aalen, Normannia Gmünd oder Olympia Laupheim.

Wie fußballbegeistert die Kornwestheimer Fußballfreunde waren, zeigte sich in den Aufstiegsspielen 1950. Zum VfL Sindelfingen fuhr ein Sonderzug mit 1.500 Fans, und zu den Kickers Vöhringen bei Ulm strampelten einige Fans mit dem Fahrrad hin und zurück, um ihr Team zu unterstützen. Auch später noch gehörte Kornwestheim stets zu den Teams, die vierstellige Zuschauerzahlen ins Stadion lockte und noch eine Weile dem Trend sinkender Zuschauerzahlen im Amateurfußball erfolgreich widerstehen konnten.

Abgesehen von den Spielzeiten 1951/52 und 1957/58, als Kornwestheim in der 2. Amateurliga antreten mußte, gehörte man der obersten württembergischen Amateurklasse bis 1965 an, nahm 1961 als Meister von Nordwürttemberg sogar an den Aufstiegsspielen zur 2. Liga Süd teil. 1967 kehrte man nach zwei weiteren Jahren in der 2. Amateurliga wieder in die 1. Amateurliga zurück. 1969 schließlich stieg Salamander zum endgültig letzten mal aus der 1. Amateurliga ab, und fristete fortan sein dasein in der 2. Amateurliga bzw. ab 1978 in der Landesliga Staffel 1, wo man häufig in oberen Tabellenregionen anzutreffen war.

Als weitere Zäsur muß das Jahr 1983 angesehen werden: Salamander Kornwestheim stieg als Vorletzter aus der Landesliga ab und mußte nun in der Bezirksliga Enz-Murr gegen die lokale Konkurrenz antreten. So etwas gab es zuletzt 1950, und eine ganze Generation Fußballfans hatte sowas gar nicht mehr mit eigenen Augen gesehen. Zunächst schien es, als ob Kornwestheim sich in ein Fahrstuhlteam gewandelt hätte. Stur wie ein Paternoster spulte man Auf- und Wiederabstieg ab. Ab 1987 konsolidierte sich der FVK wieder in der Landesliga, zitterte sich jedoch oft genug zum Klassenerhalt. 1991 erwischte es Kornwestheim erneut, und stieg mit einem Punkt Rückstand auf Pleidelsheim wieder ab. Diesmal gab es keine sofortigen Wiederaufstiege, und die Bezirksliga blieb die Heimat der Grün-Weißen. Man mußte hilflos mitansehen wie Mannschaften, zu denen man früher höchstens zu Freundschaftsspielen fuhr oder die die Gegner der zweiten Mannschaft waren, in der Tabelle an Salamander vorüberzogen. Mehr noch, im Jahr 2000 lag man gar 10 Punkte hinter dem Lokalrivalen Türk SC Kornwestheim.

2006 fusionierte der 1. FV Salamander Kornwestheim 02 mit dem Turnverein 1894 und der 1928 gegründeten Eisenbahner-Sportgemeinschaft zum mitgliederstarken SV Salamander Kornwestheim. Aus der altehrwürdigen Spielkleidung Grün-Weiß wurde Blau-Gelb, und auch das alte Salamander-Wappen hatte ausgedient, wurde durch ein geometrisches Symbol ausgetauscht. Für die Fußballabteilung änderte sich zunächst mal gar nichts: sie krebste weiter in der Bezirksliga herum und träumte von besseren Tagen.

2012, also noch zu Bezirksligazeiten, gründete sich die „Division Kornwestheim“ als Fanbewegung, die mit lautstarker Unterstützung zu Heim- und Auswärtsspielen dem SVK die Treue hält, in Blau-Gelb zum Stadion marschiert und durchaus mal eine Pyroshow abzieht. Als echte Fußballschwaben halten sie es naturgemäß mit dem VfB, das sie aber dennoch (oder gerade deshalb) noch das Motto „Support your local football club“ leben, macht die Jungs eben sympathisch.

Ebenfalls 2012 klopfte Kornwestheim wieder ans Tor der Landesliga, scheiterte jedoch in der Relegation der Bezirksligazweiten mit 0:5 am TSV Hessental. Nach Platz 3 im Folgejahr geschah es 2014, dass Kornwestheim als Meister direkt in die Landesliga aufstieg. Wieder war fast eine Generation vergangen, die das Gefühl überhaupt noch kannte, in einer Liga mit Mannschaften wie Rutesheim oder Eltingen zu spielen. Die Klasse konnte sogar gehalten werden, allerdings profitierte man zum einen vom Rückzug von Verbandsligaabsteiger Großaspach II, zum anderen überstand man diesmal erfolgreich die Abstiegsrelegation gegen den TSV Schwaikheim.




Auch der Pokalgegner und Ligakonkurrent TSV Crailsheim ging in die Relegation, doch zu einem Verbandsligaaufstieg gegen Olympia Laupheim reichte es nicht.

Bahntechnisch ist Kornwestheim von Gmünd aus gut zu erreichen, wenn die chronischen Verspätungen der Deutschen Bahn nicht dafür sorgen würden, beim Umsteigen in Stuttgart durch umrennen unschuldiger Reisender die Verzögerungen wieder wettmachen zu müssen.

Andere Städte mögen den Weg ins Stadion ausschildern. In Kornwestheim gibt es einen Radweg zum Stadion an der Jägerstraße, und die knapp 15 Minuten Fußmarsch vom Bahnhof bis zur Spielstätte des SVK können dann auch keineswegs fehlgehen. Lediglich am Stadion selber hatte ich kurze Orientierungsschwierigkeiten, da ich aus reiner Gewohnheit das Kassenhaus suchte.


Fairerweise muß ich sagen, dass ich der erste Zuschauer war, und selbst die Gäste aus Crailsheim trafen zeitgleich mit mir ein. Ich hatte noch locker eine Stunde zeit, mir die Eindrücke um das Spielfeld mit der Hanspeter-Sturm-Stadionhalle in Ruhe einwirken zu lassen. der 2011 verstorbene Dr. Hanspeter Sturm war ab 1955 Leiter der Leichtathlikabteilung bei Salamander, aber „Sturm“ passte auch zu den Wetterbedingungen. Denn obwohl die Sonnenstrahlen Haut und Herz erwärmten, hätte mein bei den Windverhältnissen vielleicht lieber eine Drachenflugmeisterschaft denn ein Pokalspiel austragen sollen. Im kleinen Stadionkiosk war folglich der windgeschüzzteste Platz während dem Spiel – allerdings ohne Sicht auf das Spielfeld, das von einem kleinen Wall umgeben war.



Kornwestheim spielt in einem typischen Leichtathletikstadion, was nicht weiter verwundert. Spielt die Leichtathlet-Abteilung der Salamander auch heute noch eine große Rolle im Verein. Trotz der Tartanbahn gibt es von fast jeder Position eine gute Sicht aufs Spielfeld, was auch dadurch begünstigt wird, das es freie Platzwahl im gesamten Stadion gibt. Lediglich hinter den Toren können Leichtahtletik-Aufbauten das Blickfeld behindern.

Eine andere Behinderung besorgte der Wind. Von den benachbarten Tennisfeldern, wo tatsächlich bei diesen Luftbewegungen Menschen spielten, wehte eine rotbraune Sandwolke nach der anderen zu den Fußballern herüber – eine Mischung zwischen 100%-ökölogisch-korrekter Pyrowolke und glühend-heißen Saharasturm. Richtig gefeit war man nirgends vor den Tennisausdünstungen, und ich sorgte mich um meine Kamera, die langsam von Feinstaub bepudert war.

Am Fuße der Tribüne fand ich dann aber sogar ein kleines windstilles Eck, wo ich mich zunächst mal niederließ. Dort begrüßte mich dann auch Thomas von der Kornwestheimer Fanszene. Als Begrüßungsgeschenk überreichte er mir ein paar Aufkleber der Division Kornwestheim, von denen ich einen Satz schon an den „Alde-Seggl“-Kamerad Mario weitergab, ein anderer Satz wird wohl eine Heimat im Normannia-Stadion finden. "LAUT BESOFFEN WILD UND FREI - ARROGANT UND SPASS DABEI" - Keine Frage: die Jungs verstehen was von Fanaufklebern. Zugleich mußte sich aber auch entschuldigen: just an diesem Tage war nur eine Rumpfgemeinschaft im Stadion, während ein Gros der Ultras anderweitigen Verpflichtungen nachkommen mußte.

Das Spiel selber begann äußerst Timo-Konietzka-Verdächtig. Ich hatte noch nicht mal richtig aufs Spielfeld geschaut, da führte die Salamander bereits mit 1:0. Timo Nürnberger erzielte ein Blitztor, von dem ich nicht mehr erzählen kann, das es eben fiel, und schon stand Crailsheim wieder am Anspielpunkt.

Kaum angepfiffen, schon wird gejubelt.

Kornwestheim verteidigte die Führung auch bis zum Halbzeitpfiff, auch wenn man gestehen muß, dass Crailsheim mehr vom Spiel hatte. Dennoch fiel die Partie unter die Kategorie „Sommerkick“. Für beide Teams war es der Saisonauftakt, einige Spieler gewiss noch im Urlaub, und der Pokal hat zumindest in den ersten vier Runden meistens den Ruf eines Vorbereitungsspiels unter Wettkampfbedingungen. Szenen, um mit der Zunge zu schnalzen waren gewiss nicht zu sehen, aber als Zuschauer war man eh damit beschäftigt, nicht aus dem Stadion geweht zu werden. Der Zuschauerzuspruch hingegen war recht mau, offiziell sprach man von 150 Gästen – irgendwie ist man aber auch noch nicht so richtig in Saisonstimmung. Unter den Gästen befand sich jedoch auch Anna Meßthaler vom WFV, der ich pflichtgemäß von unserer Gmünder „Losfee“ Bredi Grüße ausrichtete, die auch unverzüglich erwidert wurden.











Im Kiosk war es wohl gemütlicher. Den besseren Blick
aufs Spielfeld hatten aber eindeutig die Herren auf der "VIP"-Loge.

Abkassiert wird nicht zum Schluß, sondern mittendrin.
Noch in der ersten Halbzeit wurde zur Kasse gebeten, wobei hier noch der Rundgang von Zuschauer zu Zuschauer gemacht wird. Mein Geld wollte man erst gar nicht haben: durch meine Kamera werde ich gerne mal mit offizieller Presse verwechselt, aber so schwäbisch kann ich gar nicht sein, wenn mein Geiz mich dazu bringen würde, einen Amateurfußball-Club um 5 Euro zu betrügen.



Schwierigkeiten macht in Kornwestheim der Kiosk. „Ich hätte gerne ein Bier“ - „Ja, was für eins? Wir haben mehrere!“ In der Tat bietet der SVK eine Auswahl von fünf Bieren unterschiedlicher Brauereien, wobei „Wulle“ nicht zu meinen Geschmacksrichtungen gehört, aber wenigstens schon in den 60er Jahren im Salamander-Vereinsheim ausgeschenkt wurde.



Der Wind frischte merklich auf, dunkle Wolken zogen über die Jägerstraße. Ahnten diese schon, was kommen würde? Denn Crailsheim erzielte kurz nach Seitenwechsel den Ausgleich, und legte jetzt erst recht ein zusätzliches Brikett in den Ofen. Generell war das Tor nicht unverdient, brachte mich aber wieder in Verlegenheit, da ich ja grundsätzlich der Heimmannschaft die Daumen drücke.

Drohende Wolken am Horizont.
Noch herrst Zuversicht nach der Pause.











Die Crailsheimer bejubeln den Ausgleich.

Noch einmal keimte kurz ein zartes Pflänzchen Pokalsensation auf, als in der 74. Minute Timo Plitzner den Ball ins Crailsheimer Tor befördert. Der Schiedsrichter jedoch erkannte auf Abseits, und so erfüllte sich in der 85. Minute das Schicksal des SV Kornwestheim, als Crailsheim den Schlußpunkt unter die Pokalpartie setzte, und nach dem 1:2-Auswärtssieg in Runde 2 zum Hohenlohe-Derby den Verbandsligisten Sportfreunde Schwäbisch Hall empfängt.



Für die Verbandsliga haben auch die Crailsheimer die Ambition, und letzte Saison mußten sie nur knapp die Segel streichen. Im zweiten Anlauf soll es diesmal gelingen, und der Erfolg im Pokalauftakt läßt sie sicher hoffen. Ob die Verbandsliga auch ein Thema für Salamander Kornwestheim wäre? Derweil muß man sich wohl glücklich schätzen, die Landesliga zu stemmen und sportlich zu halten, wofür der Club meine volle Sympathie genießt. Auch eine Verbandsliga ist ohne Geld nicht zu machen, und vom zurückblicken in längst vergilbte ruhmreiche Zeiten kann man sportlich auch nicht überleben. Eine coole Sache wäre es dennoch, und träumen wird man als Amateurfußballfan ja dürfen.



In Kornwestheim, so mein Eindruck zumindest, steht man mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität, der zwar nicht immer schön ist, aber auch nicht immer das schlechteste bietet. Wichtig ist jetzt erstmal der rechtzeitige Klassenerhalt, möglichst ohne Hangen und Bangen und fern einer Relegation. Eine erfolgreiche Landesligasaison könnte mit dem 1. Spieltag am 22. August beginnen, wenn man im Crailsheimer Schönebürgstadion zur Pokalrevanche antritt.

Zu guter letzt gab es dann noch eine besondere Beute für mich: ein SVK-Fußballbecher, den man mir in Treuen Händen übergab. SV Salamander Kornwestheim! Den hat noch nicht mal der Grüne!

Ausbeute einer coolen Fußballfahrt.

Zurück nach Gmünd ging es wesentlich reibungsloser mit der Bahn als zur Hinfahrt. Ich verabschiedete mich von den Jungs der "Division Kornwestheim" mit dem Versprechen, mal wieder vorbeizuschauen und mich beim nächsten mal rechtzeitig vorher anzukündigen. Dann wird denn auch hoffentlich statt dem aufgeworfenen Sand des Tennisplatzes die Pyroshow das Stadion an der Jägerstraße einnebeln.

Spielberichte:
Südwestpresse: Starke zweite Halbzeit reicht Craislheim gegen Kornwestheim weiter
Kornwestheimer Zeitung: Der Blitzstart reicht nicht zum weiterkommen