Sonntag, 13. September 2015

Verflixt und zugepichtert - Neckarsulmer Sport-Union gegen Normannia Gmünd

Eigentlich ein Erfolg, und doch eine Enttäuschung - 1:1 im Pichterich
Vor dem Spiel gegen die Neckarsulmer Sport-Union hätte man sich aus Normanniasicht mit einem Punkt aus dem Pichterich zufrieden gegeben, nach dem Spiel ärgerte man sich, beim heimstarken Tabellenzweiten nicht den Sack zugemacht und den Sieg geholt zu haben. Vor allem der verschossene Elfmeter kurz vor Spielende wurmte sehr. Im Gegenzug muß man jedoch zugeben, dass das Unentschieden dem gesamten Spielverlauf gerecht war, und statt eines "dreckigen Dreiers" auch ein "nichtsnutziger Nuller" für die Normannia hätte herauskommen können. Aber ein Sieg bei einer Mannschaft, gegen die man das letzte mal auswärts gewann, als es noch kein Farbfernsehen gab, wäre wahrlich ein i-Tüpfelchen und gut für die Moral gewesen.

Streng genommen ist die Neckarsulmer Sport-Union ein relativ junger Verein, wurde die NSU erst am 1. Januar 2009 durch Fusion zweier Vorgängervereine ins Leben gerufen. Jedoch beginnt die Fußballgeschichte in Neckarsulm bereits 1908. Gleich zwei Vereine traten damals in den Wettstreit, der 1. FC Neckarsulm und Phönix 08. Bereits 1910 fusionierten beide Konkurrenten zum Sportverein Neckarsulm.

Wie andernorts hemmte auch hier der 1. Weltkrieg die Entwicklung des Fußballsports, jedoch konnten die Fußballer – wenn auch unter Mühen – den Spielbetrieb aufrecht erhalten. Sportlich aufwärts ging es in der Zeit der Weimarer Republik. 1924 stiegen die Neckarsulmer in die zweithöchste Spielklasse, der Kreisliga Enz-Neckar auf. Doch das Abenteuer „zweite Liga“ endete nicht erfolgreich: zusammen mit Mitaufsteiger SC 05 Pforzheim ging es mit nur 3 Punkten postwendend wieder in die A-Klasse zurück, und Mannschaften wie der VfR Pforzheim, Union Böckingen oder Germania Brötzingen waren schlicht eine Nummer zu groß. Im Jahr 1928 gelang noch einmal der Aufstieg, und diesmal sicherte man sich mit einem Mittelfeldplatz den Klassenerhalt in der Kreisliga Alt-Württemberg. Durch Ligareform wurde der SV 1931 in die neugeschaffene Kreisliga Hohenlohe eingeteilt, aus der man eigentlich als Tabellenletzter abgestiegen wäre, hätte man den Abstieg durch Ligaaufstockung nicht ausgesetzt. So konnte man in der Saison 1932/33 den 8. Platz erringen, mußte aber mit einem 0:12 gegen den Meister und Aufsteiger VfR Heilbronn die höchste Heimniederlage kassieren (in Heilbronn unterlag man „nur“ 0:9). Mit 11:2 hingegen durfte Neckarsulm den SV Hall nach Hause schicken, dem Vorläufer des heutigen Ligakonkurrenten Sportfreunde Schwäbisch Hall.

Trotz des sportlichen Klassenerhalts ging es ab 1933 zunächst eine Klasse tiefer. Durch die von den Nationalsozialisten durchgeführte Ligenreduzierung fiel Neckarsulm durchs Raster, qualifizierte sich aber bereits 1934 wieder für die Bezirksklasse Unterland, wie die zweithöchste Spielklasse mittlerweile hieß (in der aber auch Vereine aus Stuttgart mitspielten, wie Prag oder Zuffenhausen).
Im Olympiajahr 1936 erfolgte der Abstieg in die Kreisklasse, der aber sofort korrigiert werden konnte. Wieder tanzte der Verein nur einen Sommer in der Zweitklassigkeit. Mitten im Krieg, in der Saison 1939/40, sieht man den SV Neckarsulm in der Bezirksklasse Ludwigsburg gegen Teams wie Germania Bietigheim oder Asperg antreten, 1940/41 wechselt man in die nun 1. Klasse heißende Staffel Heilbronn, wo man beispielsweise gegen die Werkstruppe der Firma Knorr spielte. Nach Ende der Saison 1942/43 verliert sich die Spur des SV Neckarsulm in meinem Archiv, was aber auch die eingeschränkte Berichterstattung und der Papierknappheit in Zeiten des „Totalen Krieges“ geschuldet ist.

Bevor das Kapitel „SV Neckarsulm im Dritten Reich“ abgeschlossen wird, muß ich noch das „Menetekel Böckingen“ erwähnen. Dreimal qualifizierte sich Neckarsulm für die Gauausscheidung zum Tschammer-Pokal, dem nach dem „Reichssportführer“ von Tschammer und Osten benannte Vorläufer des DFB-Pokals, dreimal war Union Böckingen die Endstation. Das erste Aufeinandertreffen am 8. Mai 1938 ging noch denkbar knapp mit 0:1 verloren, während man am 16. Juni 1940 bereits mit 2:1 führte, ehe man auf eigenen Wunsch die Fahnen streckte, da Neckarsulm nur noch 7 Spieler auf dem Feld hatte. Bei der Austragung 1941 unterlag man nach einem 3:1-Auswärtserfolg beim VfB Sontheim mit sage und schreibe 8:1 bei Union Böckingen in der 2. Hauptrunde.

  
Aus den Trümmern des Alten entstand 1946 das Neue, und aus dem SV 08 Neckarsulm wurde die SpVgg 08 Neckarsulm, die aber zunächst nur in der Bezirksklasse spielte. 1951 erfolgte auf sehr ungewöhnlichem Weg der Aufstieg in die 2. Amateurliga: als bester Bezirkspokalsieger erwarb man sich das Recht, an den Aufstiegsspielen teilzunehmen.

Am 2. September 1951 wurde zur Premiere der TSV Crailsheim in der Staffel 2 mit 3:1 bezwungen, und auch das erste Auswärtsspiel eine Woche später beim SC Steinbach-Hall war mit 2:1 sehr erfolgreich. Zum Saisonende stand ein zufriedenstellender 5. Platz zu buche. 1955 landete man erstmals unter den ersten Drei, und war auch in der Folgezeit in den oberen Tabellenrängen der 2. Amateurliga anzutreffen. 1957 fehlten auf den Meistertitel fünf Punkte, und in Schwäbisch Hall feierte man mit 6:1 den höchsten Auswärtssieg. Mit zwei Punkten Vorsprung auf Neuling Germania Bietigheim wurde pünktlich zum 50jährigen Vereinsjubiläum 1958 die Meisterschaft gefeiert. Die Aufstiegsspiele sahen Salamander Kornwestheim, Normannia Gmünd, Sportclub Schwenningen, Olympia Laupheim und den VfB Reichenbach als Gegner.

Während in Schweden die Weltmeisterschaft tobte, saßen Württembergs Amateurkicker nach, um drei Aufsteiger in einer Doppelrunde zu ermitteln. Das erste Aufeinandertreffen zwischen Normannia Gmünd und der SpVgg 08 fand am 17. Mai 1958 im Schwerzer statt. Die Normannen gingen, angeheizt durch einen Siegeszug, als Favoriten ins Spiel, und 3.000 Zuschauer wollten sich die Partie nicht entgehen lassen. Vielleicht lag es ja an der Spielkleidung, denn die Neckarsulmer spielten in leuchtend roten Trikots, während die Normannen auf die gelb-weiße Ersatzkleidung zurückgriffen. Normannia kam nur durch einen von Hierholz verwandelten Handelfmeter zu einem Treffer und unterlag vor einem enttäuschten heimischen Publikum mit ebenso enttäuschender Spielweise 1:3. „Erfreulich war, daß die Massen beim Abmarsch und der Abfahrt dank der sich ausgezeichnet bewährenden Einbahnordnung in kürzester Zeit reibungslos und sicher vom Platz gebracht wurden“. Wenigestens dies klappte bei Normannia.

Das Rückspiel am 1. Juni 1958 wurde von der Presse zu einem Schicksalsspiel aufgebauscht, denn langsam ging es um die Aufstiegswurst. Wieder verwandelte Hierholz einen Handelfmeter, und wieder war es der einzige Normannia-Treffer, während Neckarsulm zwei Tore gutgeschrieben bekam. Der einzige Unterschied zum Gmünder Spiel bestand darin, dass Normannia diesmal die bessere Mannschaft war und auch nach Sicht neutraler und einheimischer Zuschauer eigentlich schon zur Halbzeit 3:1 hätte führen müssen.

Die Premiere in der höchsten württembergischen Liga brachte die Neckarsulmer am 17. August 1958 zum alten Menetekel Union Böckingen, und „am See“ blieben die Seehasen gegen die Neckarsulmer mit 4:0 Sieger. Nach einem spielfreien 24. August erlebte Neckarsulm am 31. August seine Amateurliga-Heimpremiere gegen die SpVgg 07 Ludwigsburg, wobei beide Mannschaften mit einem 1:1 zufrieden sein mußten. Mit einem ebenso ausgeglichen Tabellenstand schloß man die Saison ab. Das verflixte zweite Jahr wäre der SpVgg beinahe zum Verhängnis geworden, denn mit Platz 16 hätte man eigentlich den Gang zurück in die 2. Amateurliga antreten müssen. Allerdings wurde die Amateurliga geteilt, fortan spielten man in den Staffeln Nordwürttemberg und Schwarzwald-Bodensee, und Neckarsulm blieb folgerichtig in der höchsten Amateurklasse.

Ziemlich knapp stieg Neckarsulm 1961 wieder in die 2. Amateurliga ab. Zum rettenden Ufer, dass der SSV Ulm und der VfR Aalen okkupierten, fehlte nur ein Punkt. Souverän mit 10 Punkten Vorsprung vor Phönix Mühlacker und FV Markgröningen wurde die Meisterschaft geholt, und wieder traf Neckarsulm während einer Weltmeisterschaft auf Normannia in der diesmal nur aus 4 Mannschaften bestehenden Aufstiegsrunde. Diesmal siegten die Normannen in Neckarsulm mit 3:1 (27. Mai 1962), jedoch gingen die Neckarsulmer im Schwerzer am 3. Juni ebenfalls als 3:1-Sieger hervor. Am Ende stiegen hinter dem 1. FC Eislingen beide Mannschaften in die 1. Amateurliga auf, und nur der SV Stuttgart-Rot hatte das Nachsehen.

Der Saisonauftakt in der 1. Amateurliga brachte die SpVgg diesmal zum FV Zuffenhausen, und der Neuling behielt mit 1:0 am 19. August 1962 die Oberhand, was nach dem angewandten Divisionsverfahren sogar die Tabellenführung bedeutete. Das Böckinger Menetekel erwischten diesmal die Normannen, die von den „Seeräubern“ mit sage und schreibe 8:1 ausgeplündert wurden. Das erste Aufeinandertreffen beider Mannschaften in der höchsten württembergischen Liga fand am 30. September 1962 in Neckarsulm statt, die diese Begegnung auch souverän mit 4:2 für sich entscheiden konnten. Das Rückspiel im Schwerzer endete 1:1, und während Normannia wieder abstieg, konnte Neckarsulm einen erfolgreichen 7. Platz feiern.

Im Jahr der Bundesliga 1963/64 schrammte die SpVgg 08 nur knapp am Abstieg vorbei, der 1964/65 nicht mehr vermieden werden konnte. Dazwischen jedoch eroberte sich das Team in Echterdingen am 12. Juli 1964 vor 2.000 Zuschauer den WFV-Pokal mit einem 3:2-Sieg über den SV Spaichingen. Im Süddeutschen Pokal, der als Ausscheidung zum DFB-Pokal diente, unterlag man jedoch in der 1. Runde Anfang Oktober 1968 dem Altmeister VfR Mannheim mit 0:5.
In der 2. Amateurliga hingen die Trauben 1965/66 etwas höher als gewohnt. Neckarsulm konnte nur Platz 10 erringen, blieb aber im Stadtduell mit dem späteren Fusionspartner Sportfreunde Neckarsulm mit 4:0 und 1:1 Sieger. Nach Platz 6 und Platz 2 gelang endlich 1969 die Rückkehr ins Oberhaus.

Mit der Meisterschaft in der 2. Amateurliga war auch der erneute WFV-Pokalsieg gegen die Amateure des SSV 05 Reutlingen verbunden. Über Auswärtssiege beim SC Amorbach und Germania Bietigheim kam man über Verzicht des VfR Heilbronn – der an Aufsteigsspielen teilnahm – einem Sieg im Elfmeterschießen über den Rivalen Union Böckingen noch zu zwei deutlichen Angelegenheiten gegen TSV Höfingen und TG Biberach ins Endspiel. Urspünglich sollte das Finale wohl auf neutralem Boden in Tübingen stattfinden, wie es uns die Statistikseite des WFV und die Wikipedia noch als Endspielort verkaufen will, jedoch einigten sich die beiden Vereine, per Losentscheid auf ein Stadion der Endspielpartner zu einigen, und es wurde ein Neckarsulmer Endspiel. Allerdings, und damit wurde es doch wieder ein neutraler Endspielort, durch den Ausbau ihres Heimstadions verlegte die SpVgg ihr Heimrecht ins Stadion des VfR Heilbronn. Vor knapp 2.000 Zuschauern gingen die Neckarsulmer auch rasch in Führung, allerdings erkämpften sich die Reutlinger nach Aufholjagd die Verlängerung, in der Neckarsulm mit 4:2 der Sieger blieb.

Im Süddeutschen Pokal fiel dann das Los der Neckarsulmer auf – SSV 05 Reutlingen, diesmal allerdings nicht die Amateure, sondern die Regionalligamannschaft. Auf dem Hartplatz in Neckarsulm sahen die lediglich 800 Zuschauer eine Sensation der 1. Pokalrunde, denn der frisch gebackene Amateurligaaufsteiger bezwang die Vertragsspieler mit 2:1. Matchwinner bei Neckarsulm war wohl Horst Graf, der eigens für das Spiel seinen Italien-Urlaub unterbrach. Ein Mäzen hatte die Flugkosten übernommen, und diese Investition zahlte sich aus. Graf erzielte in der 56. Minute das 2:0, indem er in einem erstaunlichen Solo die gesamte Reutlinger Hintermannschaft ausspielte und Torwart Maaß keine Chance ließ. In der 2. Pokalrunde schied Neckarsulm gegen die Stuttgarter Kickers vor wieder 800 Zuschauern mit 0:3 aus. Neckarsulm hatte jedoch vor allem in der 2. Halbzeit zahlreiche Chancen und spielten seit der 32. Minute in Überzahl.

In der Liga wäre eigentlich der sofortige Abstieg eine eindeutige Angelegenheit gewesen – mit 19-41 Punkten war man Vorletzer und nur der FCTV Urbach war schlechter – da kam ein historisches Ereignis den Neckarsulmern zu Hilfe. Durch die Fusion der beiden Ligakonkurrenten TSG Ulm 1846 und 1. SSV Ulm zum SSV Ulm 1846 wurde ein Platz in der Liga frei, der von der SpVgg eingenommen wurde.
So kam es 1970/71 zum erneuten Aufeinandertreffen mit der Normannia, die als Neuling Platz 4 eroberte während Neckarsulm nun endgültig abstieg. Im Schwerzer errang die Normannia einen 4:0-Heimsieg, während die SpVgg im Gegenzug ihr Heimspiel mit 3:2 für sich entschied. Neckarsulm wurde nach dem Abstieg von der 2. Amateurliga direkt in die A-Klasse durchgereicht, wo allerdings postwendend die Meisterschaft geholt wurde. 1973/74 blieb gerade mal der erste Nichtabstiegsplatz zum Saisonabschluß, in den zwei folgenden Spielzeiten gab man sich mit einem Mittelfeldplatz zufrieden.

Mit nur 16-44 Punkten stieg Neckarsulm 1977 wieder in die A-Klasse ab, was dafür sorgte, das der Name Neckarsulm für ein ganzes Jahrzehnt in den Bezirk Unterland verschwand. Erst 1987 gelang die Rückkehr in die mittlerweile fünftklassige Landesliga, wo als Neuling der 12. Platz gehalten werden konnte. 1990 mußte jedoch zusammen mit dem SV Schluchtern der bittere Gang in die Bezirksliga Unterland angetreten werden, wiewohl die Neckarsulmer als Vorletzter den Meister und Aufsteiger TSF Ditzingen mit 5:3 nach Hause schickten.

In der Folge stürzte die SpVgg gar in die Kreisliga A ab, wo man auf Mannschaften traf, gegen die früher höchstens die Zweite antrat. 1997 wurde dieser Unfall wieder korrigiert, aber mehr als Bezirksliga war für Neckarsulm zunächst nicht drin. Erst 2006 gelang vor Lokalkonkurrent Türkspor Neckarsulm die Rückkehr in die Landesliga. Das erste Auftreten nach so langer endete mit einem enttäuschenden letzten Platz, und die Mannschaft versuchte es 2009 erneut als Landesligaaufsteiger. Mittlerweile erfolgte die Fusion mit den Sportfreunden Neckarsulm zur Neckarsulmer Sport-Union, wobei mit der Abkürzung NSU bewußt als Marke verstanden werden kann und auch im Volksmund seit Jahren für die Stadt verwendet wird. Lediglich das äußerst modern anmutende Grafiker-Logo stößt dem Fußballpuritaner in mir etwas auf. 

Die Sportfreunde hatten in ihrer Vergangenheit insgesamt 5 Jahre in der 2. Amateurliga gespielt (1957/58; 1960-63 und 1965/66), sonst aber keine größeren Spuren in der Fußballgeschichte hinterlassen.

In der mittlerweile nur noch siebtklassigen Landesliga konnte sich die neugegründete NSU behaupten, pirschte sich 2011 auf Platz 3 heran, ehe 2013 deutlich vor dem FV Löchgau die Meisterschaft und der Aufstieg in die Verbandsliga Württemberg gefeiert werden konnte. Auch hier kam es wieder zu den Duellen mit der Normannia, die am 19. Oktober 2013 mit 5:1 aus dem Pichterich gepeitscht wurden. Auch das Rückspiel am 10. Mai 2014 im Schwerzer endete aus Normanniasicht nur mit einem 2:2. 

Ausgerechnet mit einer Niederlage ist einer der größten Erfolge verbunden. Nachdem man in Großaspach das WFV-Pokalendspiel gegen den 1. FC Heidenheim mit 1:3 verlor, qualifizierte man sich dennoch für den DFB-Pokal, da zwischenzeitlich Dynamo Dresden ausgeschlossen wurde und Neckarsulm als Nachrücker die 1. Runde erreichte. Dort war zwar der 1. FC Kaiserslautern ziemlich deutlich Endstation, jedoch ist das Erlebnis DFB-Pokal unvergessen.

Auch die vergangene Saison sah die Normannia am Pichterich mit einer Niederlage, wenn auch diesmal „nur“ 1:2, während das Rückspiel das gleiche Ergebnis sah, jedoch wieder für die NSU.

In der aktuellen Spielzeit ließ ausgerechnet am letzten Spieltag die Neckarsulmer SU mit einem 5:0-Auswärtssieg beim FC 07 Albstadt aufhorchen, und man ging nach der Gmünder Arbeitsverweigerung gegenGöppingen mit gemischten Gefühlen an den Neckar. Mir wurde dankbarerweise ein Platz im Mannschaftsbus freigehalten, so daß die Anfahrt in die Stadt des Deutschen Ritterordens schon geklärt war.

Der Busfahrer stellte sich als Erich aus Bartholomä und Zeitzeuge besonderer Art, hatte er schon einmal die Normannia zu einem Auswärtsspiel gefahren. Dies war zur Ära von Trainer Albert Barth, und damals benötigte die Mannschaft einen Punkt beim direkten Verfolger SV Altenberg, um die Rückkehr in die Landesliga zu feiern. Das muß im Mai 1986 gewesen sein, als noch Namen wie Dieter Engelhardt, Michael Blötscher oder Sadija Sadovic in der Mannschaftsaufstellung zu finden waren. Dieser Punkt wurde geholt, und die Rückfahrt sei in einer einzigen Feierorgie versandet.

Neckarsulm ist nicht nur durch die NSU bekannt, sondern auch durch die NSU. Eine Oldtimer-Veranstaltung von Audi-NSU-Fans zwang den Reisebus zu ziemlichen Schleichfahrten ans Stadion Pichterich. 

Sonnenterasse mit Logenblick aufs Spielfeld
Sympatisch ist die Neckarsulmer SU in meinen Augen, weil der Gesamtverein eine Rugbyabteilung in ihre Reihen hat. Im Pichterich jedoch beherrschen die Anlagen für die Leichtathleten die Szenerie, und durch die Laufbahn ist man als Stehplatzzuschauer nicht gerade mit der Sicht begünstigt. Alternativ wäre höchstens noch die "Sonnenterasse" vor dem Vereinsheim zu empfehlen. Zumindest kann man von dort oben das Normannia-Dreiergestirn in Ruhe abfotografieren.


 Die "Drei" war dann auch das magische Stichwort, denn Coach Beniamino Molinari ging das Spiel mit drei Sturmspitzen an. Ich durfte derweil mein Busticket abarbeiten und zog die orangefarbene Weste eines WFV-Ordners an. Das hatte wenigstens den Vorteil, einmal bei Normannia im Spielberichtsbogen aufzutauchen. Mehr Karriere geht einfach nicht.


Mag die Tartanbahn für den Fußballfreund ungünstig sein - für die NSU bleibt sie zumindest vorteilhaft, um darauf die Balljungen zu platzieren. Richtig gehört, Balljungen, womit man wohl dem Umstand rechenschaft schuldet, dass die Anlage sehr weitläufig ist und man die alte Bolzplatzregel, "wer ihn rausschießt, holt ihn auch", wohl schlecht auf die Verbandsliga anwenden kann. nur der Balljunge mit dem Elfertrikot ist ein klein wenig benachteiligt - stehen ihm doch mit Gaetano Molinario und Nico Schoch die gar grässlich lauten Normannia-Fans im Rücken. Aber seinem Ehrenamt kam er tapfer und gewissenhaft nach.

Kleiner aber lauter Anhang










Zu den großen Fußballklassikern wird dieses dreizehnte Aufeinandertreffen zwischen Neckarsulm und Normannia gewiss nicht zählen. Allerdings begann die Partie aus stauferstädtischer Sicht sehr verheißungsvoll. Bereits nach zehn Minuten erlebten die 150 Zuschauer die 1:0-Führung der Normannen durch Timo Zimmer. An diesem Tor waren sinnigerweise die Stationen Felix Bauer und Manuel Seitz beteiligt, so daß sich des Trainers Drei-Stürmer-Taktik durchsetzte.

Aus schlechter Sicht der Spielerjubel zum 1:0.
Aus besserer Sicht der Fanjubel zum 1:0.
Nun stand Neckarsulm ja nicht rein zufällig auf Platz 2 der Tabelle, und folgerichtig erhöhte der Gastgeber auch den Druck auf das Tor von Kiki Kühnle, der auch alle Hände voll zu tun hatte. Verhindern konnte er jedoch auch nicht, dass NSU-Kapitän Martin Hess bereits in der 26. Minute den Ball nach erfolgreichem Torschuß aus dem Netz fischte und Richtung Anspielpunkt transportierte.



Natürlich versuchten die Hausherren, den Druck beizubehalten, blieben aber in ihrem bemühen, das 2:1 folgen zu lassen erfolglos. Der Pausenstand sah ein 1:1 und die NSU-Jugendlichen, die wie in unzählig anderen Stadien auch zur Pause für die Jugend sammelten. "Immer kriegt man nur von den Anderen" bruddelte so ein zukünftiger NSU-Star zu seinen Freunden, nachdem Mario ein paar Münzen in die Fußball-Sparkasse warf.


Halbzeit im Pichterich
Machen wir es kurz, denn wer bis dahin gelesen hat, hat eh schon zu viele Buchstaben verarbeitet.

Nach dem Seitenwechsel ließ NSU den Druck etwas schleifen, was den Normannen Gelegenheit gab, durch schnelles Flügelspiel den Ball erneut zu versenken. Der eingewechselte Marius Nuding wuselte oft genug an meiner Linse vorbei, nur verpichterte sich der Normannia-Abschluß - Marcel Susser hatte wohl keine Lust mehr, hinter sich zu greifen.

Ist es ein Vogel? Nein! Ein Flugzeug? Nein! Es ist Super Marius!
Chancen waren auf beiden Seiten da - mit der Verrwertung haperte es, wobei Normannia seit der 78. Minute auch noch in Überzahl spielte.

Kurz vor Schluß dann die Omnichance für den FCN. Schiedsrichter Hildebrandt zeigt nach einer von Marvin Leonhardt verschuldeten Aktion auf den Punkt, und Benjamin Barth hat die Gelegenheit, den ersten Auswärtssieg in Neckarsulm nach 19.466 Tagen zu erzwingen. Doch dem Elfmeterschuß fehlte die nötige Ernst für diese historische Stunde, Torwart Susser hechtet goldrichtig und rettet dem Gastgeber den Punkt.

Elfmeterpfiff...
...ohne historische Konsequenz










Am Ende jubelt nur der Balljunge, als die Partie abgepfiffen wird. Beide Mannschaften waren mit der Ausbeute nicht zufrieden. Auch ich hielt zunächst das wohltemperierte Pils als das größte Erfolgserlebnis am Pichterich, wiewohl ich vor dem Spiel mit einem 1:1 zufrieden gewesen wäre.

Wenigstens der Balljunge freut sich



Jetzt, nachdem man drüber geschlafen, sieht man die Situation wieder entspannter. Natürlich war mehr drin. Im Gegenzug darf die Vereinsbrille nicht darüber hinwegtäuschen, das es auch deutlich anders hätte ausgehen können. Wer zuvor das Spiel gegen Göppingen sah, wird auch den Normannia-Einsatz positiv hervorheben. Und 19.466 Tage ohne Sieg in Neckarsulm, was ist das schon? Dann warten wir halt noch ein paar Tage mehr. Beim nächsten mal klappts dann auch.


Spielbericht

Donnerstag, 10. September 2015

LOKALRUNDE 2015 - TV Echterdingen gegen TSV Köngen

LOKALRUNDE bringt Glück - Torjubel für Echterdingen.
Ein wenig hatte dieses Wochenende ja was von Fußball-Weltmeisterschaft. Am Freitag das Stauferderby in Schwäbisch Gmünd und am Samstag die begeisternde Partie im schön gelegenen Stadion des SC Geislingen. Nun folgte am Sonntag ein Ausflug nach Echterdingen, um eine Partie des heimischen TV 1892 zu verfolgen. Drei Spiele in drei Tagen in drei Städten. Ähnlich wie eine FIFA-WM konnte wohl nur LOKALRUNDE 2015 vergleichbares bieten, für das sich als erster württembergischer Verein überhaupt der TV Echterdingen angemeldet hatte. Gast war der TSV Köngen. Beide Mannschaften spielen wie der SC Geislingen in der Landesliga Staffel 2, so daß aus LOKALRUNDE auch eine LIGARUNDE wurde.

LOKALRUNDE im Stadionblatt des TVE

Beide Mannschaften standen mit 0 Punkten nach 2 Spielen nicht gerade erfolgreich in der Tabelle, und trafen somit schon am 3. Spieltag zum Kellerderby aufeinander. Für Spannung sollte also gesorgt sein.



Mit den Fildern verbindet man als Schwabe zuallererst das Filderkraut, und tatsächlich erhielten beim TV Echterdingen in den 1950er Jahren Fußballer gerne einen ordentlichen Kopf Filderkraut als Gastgeschenk.
Wer im TV Echterdingen 1892 zunächst den Turnverein sieht, liegt natürlich nicht ganz falsch. Gegründet am 17. Juni 1892 im Gasthaus "Hirsch", sahen sich die Gründer als Erben von Turnvater Jahn. Passenderweise für den Ort der Vereinsgründung wurden die ersten Turngeräte im Bierkeller errichtet. Vereinshöhepunkte vor dem Ersten Weltkrieg waren die Ausrichtung des Turngaufestes 1902 und die Errichtung einer vereinseigenen Turnhalle im Jahre 1910.

Fußball, diese von deutschen Turnern für gewöhnliche verpönte "englische Fußlümmelei", kam erst nach dem Weltkrieg auf die Fildern. 1919 gründete sich eine Fußballabteilung, die sich aber bereits 1922 wieder vom TVE abspaltete und den eigenständigen VfL Echterdingen ins Leben riefen. Die Gründe liegen mir zwar nicht vor, da aber für Turner als Ballsport eigentlich nur Faustball, maximal noch Handball existierte, nehme ich mal einen Vorgriff auf die 1924 durchgeführte sogenannte "reinliche Scheidung" an. Wohl bekommen ist die Trennung den Fußballern offenbar nicht, denn bereits 1928 löst sich der VfL wieder auf, ohne irgendwo eine zaghafte Spur in der Fußballgeschichte hinterlassen zu haben.

Schlechte Heimpremiere
Der Fußball kam erst wieder nach dem nächsten Krieg zurück nach Echterdingen, diesmal jedoch erfolg- und nachhaltiger. 1946, als der TV Echterdingen nach dem Stillstand im Kriege und der Aufhebung des alliierten Verbotes wieder ins Leben gerufen wurde, da schloßen sich auch die Freunde des runden Leders den Turnern an. Die Gelb-Schwarzen spielten dabei zunächst in den Stuttgarter Bezirksklassen, ehe durch die Einführung der 2. Amateurliga 1950 der TVE in die Staffel 1 aufgenommen wurde. Nach Oberliga, 2. Division und 1. Amateurliga immerhin die vierthöchste Spielklasse im DFB und zweithöchste Liga innerhalb des WFV. Der Auftakt beim TSF Ditzingen am 10. September 1950 ging mit 0:4 in die Hosen, und auch beim ersten Heimspiel eine Woche später hatte man sich mit dem 1:5 gegen den FV 09 Nürtingen nicht mir Ruhm bekleckert. Die neue Klasse war schlicht kein Zuckerschlecken. Doch zum Saisonende rappelte sich die Mannschaft auf und sicherte sich den Klassenerhalt.

Bereits ein Jahr später errang man vor den Sportfreunden Eßlingen die Vizemeisterschaft und mußte sich in der Liga lediglich Salamnder Kornwestheim beugen, die auch prompt aufstiegen. Übrigens revanchierten sich die Echterdinger beim FV Nürtingen mit einem 4:0-Auswärtssieg. Ins Jahr 1951 fiel auch die Einweihung des Filderstadions, das mit einem Kreisturnfest auch offiziell eröffnet wurde.

Nach Platz 4 und 6 1953 und 1954 kam 1954/55 die erfolgreichste Spielzeit in der Altvorderenzeit. Als sportlicher Höhepunkt begann die Spielzeit zunächst mit der Vergabe des WFV-Pokalendspiels ins Filderstadion, das am 15. August 1954 zwischen dem FV 09 Nürtingen und dem Stuttgarter SC ausgetragen wurde und vor 1.500 Zuschauern mit einem 3:2-Sieg der Nürtinger endete.

Die Meisterelf 1955 (mit Schreibfehler 1955/56), abfotografiert aus
der freundlicherweise zur Verfügung gestellten Sammlung des TVE

Wichtiger als dieses fußballerische Schmankerl war für den TVE jedoch die daraufhin folgende Zweitamateurliga-Saison, die mit einer fast schon als Sensation zu umschreibenden Meisterschaft des TV Echterdingen endete. Am Ende hatte Echterdingen 5 Punkte Vorsprung vor dem Absteiger Sportfreunde Stuttgart, die übrigens mit 5:2 im Filderstadion besiegt wurden. Wie dominant die Echterdinger in jener Saison waren, zeigt auch der Abstand zum Tabellendritten Eßlingen, der bereits 10 Punkte Rückstand zum Meister aufwies. Mit ihrer gefürchteten Heimstärke verloren die Echterdinger kein einziges Spiel im Filderstadion, und mußten nur dreimal den Gastmannschaften neben dem Filderkraut einen Punkt mitgeben (1:1 gegen VfL Kirchheim, 0:0 gegen TuS Metzingen und 2:2 gegen VfB Reichenbach). Nur Auswärts zeigte die Mannschaft Nerven, wofür vielleicht das 5:5 beim TSVgg Münster sinnbildlich steht. Das Heimspiel gegen Münster gewann Echterdingen übrigens mit 9:0.

Mit Trainer Ruff ging es in die schwere Aufstiegsrunde zum württembergischen Oberhaus, in der man auf den TSV Kochendorf (heute Friedrichshaller SV), VfL Heidenheim (heute 1. FC Heidenheim), der SpVgg 08 Schramberg und dem FV Ravensburg traf. Von diesen fünf Bewerbern mußten zwei Mannschaften ausgesiebt werden, die dann ihr Glück in der 1. Amateurliga versuchen durften. Unvergessen in Echterdingen sind heute noch die Spiele, auch wenn der große Sprung nach Oben ausblieb. Dabei fehlte Echterdingen nur ein Quentchen Glück, als es am 19. Juni 1955 quasi zum Endspiel gegen den VfL Heidenheim kam, das vor heimischer Kulisse ausgetragen wurde. Die Ausgangslage sah die Heidenheimer in leichtem Vorteil, denn sie standen Verheißungsvoll mit einem Punkt Vorsprung auf Platz 2 (das spielfreie Kochendorf hatte sich die Aufstiegsmeisterschaft bereits gesichert). Allerdings war da noch Echterdingens Heimstärke. Nach zeitgenössischen Quellen verfolgten 5.000 Zuschauer (darunter ca. 1.500 Heidenheimer) das Drama im Filderstadion - aber vielleicht waren es auch "nur" 4.000...

Martin Bauer brachte Echterdingen in der 24. Minute mit 1:0 in Führung, in der 42. Minute jedoch kam Heidenheim in Folge einer "sträflich leichtsinnigen Rückgabe" durch Tiefenbacher zum Ausgleich. Hans Haid im gelben Trikot verwandelte in der 62. Minute einen Abstoß direkt und brachte Echterdingen erneut in Front. Die Glücksgefühle dauerten jedoch nur vier Minuten, da wurde Torhüter Romanini wieder überwunden - das 2:2 im letzten Aufstiegsspiel brachte den VfL Heidenheim in die 1. Amateurliga.

Dieses Schockerlebnis wirkte sich auch auf die Folgezeiten aus. Als Titelverteidiger landete man 1956 nur auf Platz 7, 1957 auf Platz 8. Am Ende der Saison 1957/58 rettete nur ein Punkt gegenüber dem SV Vaihingen den TVE vor dem Sturz in die A-Klasse. Ein neuerlicher Aufschwung setzte erst wieder 1959/60 ein. Zwar hatte man mit dem Aufstieg nichts zu tun, aber mit Platz 4 schnitt man wieder deutlich besser ab. Während die Folgesaison mit nur vier Punkten Rückstand zu Meister und Aufsteiger Sportfreunde Stuttgart auf Platz 3 abgeschlossen wurde, feierte Echterdingen den Einzug ins WFV-Pokalendspiel gegen den Erstamateurligist VfR Schwenningen. Im Hechinger Weiherstadion leistete Echterdingen am 19. November 1960 erbitterten Widerstand, scheiterte aber in einer hochdramatischen Partie. Trotz des nassen und klitschigen Boden erlebten die 700 Zuschauer ein schnelles und rasantes Spiel, das den Favoriten aus dem Schwarzwald zur Halbzeit mit 2:1 in Führung sah. Die Presse war sich jedoch einig, das ohne Torhüter Romanini der TVE weitaus höher zurückgelegen hätte. Nach Seitenwechsel sah es zunächst nach einem Debakel aus, nachdem Schwenningen auf 4:1 erhöhte. Doch der Echterdinger Kampfgeist brachte den Außenseiter aus den Fildern wieder auf 4:3 heran. Am Ende siegte der VfR zwar verdient, aber auch glücklich gegen den Underdog aus der 2. Amateurliga.

Als Belohnung für das gute Abschneiden im WFV-Pokal winkte der Süddeutsche Pokal, dessen 1. Runde bereits vor dem WFV-Finale ausgetragen wurde. Der TV Echterdingen empfing dabei niemand geringeres als die Stuttgarter Kickers, denen man am 23. Oktober 1960 knapp mit 1:2 unterlag. Zum Vergleich: der spätere WFV-Pokalsieger VfR Schwenningen unterlag am gleichen Tag dem SSV Reutlingen mit 2:6.

1962 fehlte in der Liga nur ein Punkt zur Aufstiegsrunde, und es wäre damals zum Duell gegen Normannia Gmünd gekommen. Der 2. Platz konnte zwar auch 1963 verteidigt werden, allerdings betrug der Abstand auf Meister Stuttgarter SC schon acht Punkte. Ausgerechnet gegen Meister SSC feierten die Echterdinger mit 6:0 ihren höchsten Sieg, während die 5:6-Heimpleite gegen den FCTV Urbach zu den kuriosen Ergebnissen der Vereinsgeschichte gezählt werden muß (die Reserve der Stuttgarter Kickers nahm damals nur außer Konkurrenz teil, so daß das 5:9 nicht richtig gewertet werden kann).

Noch einmal durfte Echterdingen ein WFV-Pokalfinale erleben, 1964, als die SpVgg Neckarsulm die SpVgg Spaichingen vor 2.000 Zuschauern mit 3:2 bezwang.

Seit der Einführung der Bundesliga waren das Abschneiden der Echterdinger mehr und mehr durchwachsen. Der 3. Platz im Jahr 1966 fällt unter den Ausnahmen, die die Regel bestätigen. 1967 stieg Echterdingen als 14. der Tabelle in die A-Klasse ab. Der TVE hatte dabei nur 2 Punkte Rückstand auf Platz 8, Neuling TSV Zuffenhausen, und hatte von den Mannschaften auf Platz 9 bis Platz 16 die beste Tordifferenz. Jedoch erhielt der FCTV Urbach einen Sieg per Wertung zugesprochen, was nach damaligem Amateurreglement nicht über Auf- oder Abstieg entscheiden durfte. So wurde am 28. Mai 1967 in Eltingen ein Entscheidungsspiel zwischen beiden Teams anberaumt, das die Urbacher vor 1.000 Zuschauer mit 2:1 für sich entscheiden konnten.

Überraschend - und das spricht sowohl für Urbach als auch für Echterdingen - bescheinigten Beobachter den Spielern trotz der Dramatik und dem "Sein oder Nichtsein" eine auffallende Fairneß. Die erste Viertelstunde stand ganz im Zeichen der Echterdinger, die aber zwei faustdicke Chancen nicht im Kasten von Urbachs Keeper Walter unterbringen konnten. Danach bekam auch Torhüter Selje im Kasten des TVE Gelegenheit genug, seine Klasse zu beweisen, und der 0:0-Pausenstand entsprach dem Spielverlauf. Nach dem Seitenwechsel geht Echterdingen in Führung (der Torschütze ist in meiner Zeitungsausgabe leider nicht überliefert), doch durch einen 20-m-Freistoß kam Urbach bald zum Asugleich. Erst in der 86. Minute erfolgte der Siegtreffer, und die letzten Minuten machten die Remstäler "dicht", und ließen dem TVE keine Torchance mehr zu.

Die Zeit in der A-Klasse, was in etwa der Bezirksliga entspricht, brachten keineswegs bessere Ergebnisse. Erst 1974 gelang die Rückkehr in die 2. Amateurliga, sicherte sich Echterdingen unter 17 Mannschaften Platz 10. Im entscheidenden Spieljahr 1977/78 vor der Einführung der Amateur-Oberliga Baden-Württemberg konnte sich Echterdingen als 14. nicht für die Landesliga qualifizieren und wurde der Bezirksliga zugeordnet. 

In der Folgezeit mußte man zunächst zusehen, wie man Vereine á la SKG Botnang, TV 89 Zuffenhausen oder SV Bonlanden an sich vorbeiziehen lassen mußte. Erst 1984 gelang mit vier Punkten Vorsprung auf Stuttgart-Ost der Aufstieg in die Landesliga, in der Echterdingen allerdings nur einen Sommer tanzte. Als Tabellenletzter stieg man mit nur 19 Punkten postwendend wieder ab. In der Bezirksliga Stuttgart pirschte man sich langsam wieder heran, kam über Platz 6, Platz 4 und Platz 2 im Jahr 1989 mit fünf Punkten vor Traditionsverein SpVgg Feuerbach wieder ins Landesligaziel. Wieder stand der direkte Wiederabstieg auf dem Programm, obwohl man mit Hans-Peter Klauss die Nummer 4 der Landesliga-Torjäger in den Reihen hatte.

Die Rückkehr in die Landesliga mußte bis 1995 warten, als der TVE mit dem Torjäger-Duo Klaus Kattenberg (22 Treffer) und Ronald Englisch (11 Tore) mit 52-8 Punkten die Konkurrenz auf die Plätze verwies (Tabellenzweiter Georgii-Allianz hatte 7 Punkte Rückstand). Man hielt sich diesmal ein wenig länger, mußte jedoch 1998 wieder zurück in die Bezirksliga Stuttgart, wo eine neue lokale Konkurrenz wartete, der SC Echterdingen (heute Ligakonkurrent Calcio Leinfelden-Echterdingen). Während der TVE postwendend in die Landesliga zurückkehrte, ging der SCE mit Platz 4 auf Lauerstellung. 


Nach Platz 5 1999/2000, stieg der TV Echterdingen 2001 deutlich ab, traf damals nicht nur auf die lokale Konkurrenz SC Echterdingen, sondern auch auf Normannia Gmünd (0:4, 0:3). Nach der Rückkehr 2002 etablierte man sich erst mal in der Landesliga, klopfte sogar an die Verbandsliga an, doch diese Tür wurde erst 2009 geöffnet, als man als Landesligameister mit 10 Punkten Vorsprung aufstieg. Zu aller Überraschung überstand man zwar das erste Jahr in der höchsten Verbandsklasse, überlebte aber nicht das verflixte zweite Jahr - wenn auch sehr knapp. Seit 2012 ist man wieder in der Landesliga beheimatet, hat aber immer noch den Geschmack der Verbandsliga im Mund.

Kassierer Christian Weik waltet seines Amtes.
Die Anreise mit der Bahn ist eigentlich eine praktische Sache – einmal in eine S-Bahn umsteigen und dann bis Echterdingen durchfahren (auch wenn man in der S-Bahn bei jedem Halt die schwäbische Geografie kennenlernt). Am vergangenen Sonntag jedoch kam es schon bei der Abfahrt zu einer 20-minütigen Verzögerung der Regionalbahn, und mein wohldurchdachter Zeitplan geriet zunehmens in Gefahr. Letztlich kam ich zwar pünktlich in Echterdingen an, lief aber erstmals völlig orientierungslos in die falsche Himmelsrichtung. Vorbei sind diese herrliche Zeiten, als man quasi aus der S-Bahn herauspurzelte und direkt im damaligen Filderstadion (wie es kurz vor dem Abriss aussah, kann man an den Bildern von FCMatze, den ich aus dem Amateurfussball-Forum sehr schätze, sehen) landete. Ende gut, alles gut – der Fehler wurde von mir zeitig bemerkt und ich stand noch vor Spielbeginn im Goldäcker. 




Der Kontrast zum Vortag in Geislingen konnte nicht anders sein. Lag das Stadion im Eybacher Tal idyllisch zwischen bewaldeten Albhängen, so kontert der Goldäcker mit windumtoster Angriffsfläche. Gemeinsam haben die Stadien den Dauerlärm der Technik: klingt bei Geislingen der Eisenbahnknotenpunkt durch, rauscht in Echterdingen ein Verkehrsflugzeug nach dem anderen über das Spielfeld hinweg. 
Es ist zwar windig, aber gewiss nicht kalt, sonst würde Kassierer Christian Weik mir die Eintrittskarte nicht in kurzen Hosen verkaufen. Gut möglich natürlich auch, dass die Menschen auf den Fildern gegenüber uns klimaverwöhnten Remstälern sich einfach nur wettergegerbter geben wollen.

Aber nicht alle Echterdinger sind scheinbar so harte Jungs. Auf der Gegenseite wurde eine überdachte Stehplatztribüne errichtet, und wahrlich, die Mehrheit der Zuschauer dort hält es mit der Heimmannschaft. Auch Stadionsprecher Uli Litsche findet dort seinen Unterstand und hat mit seinem Stehplatz etwas von einem DJ und scheucht hin und wieder schreckhafte Zuschauer auf, die sich leichtfertig neben einem Lautsprecher platziert haben. Lediglich auf der "VIP-Tribüne" nimmt man Platz, verzichtet aber dafür auf ein Dach über den Kopf. Allen gemeinsam ist der sehr familiäre Umgang, der umso deutlicher wird, je mehr Menschen vom Spiel der zweiten Mannschaft zum Hauptspiel herüberwandern.


VIP-Tribüne für die echten Echterdinger
Auch diese Partie stand nicht nur unter dem Motto LOKALRUNDE, sondern wie in Geislingen unter der Aktion des Verbandes Fair Play und "Shake Hands" , was vor dem Spiel auch ausgiebig gemacht wurde. Das Spiel begann, und wie ich es von einer "schnöden" Landesligapartie zwischen Tabellenkinder erwartete, sollte so schnell nichts passieren. Meine Kamera war noch im Schlummerzustand, da ließ Niko Waxmann in der 3. Minute die Gäste aus Köngen jubeln. Boah, das ging aber schnell. Und weil ein Tor so schön ist, probierte im Gegenzug Nils Schaller, wie sich Tore für Echterdingen anfühlen: 1:1 nach 4 Minuten.


So jubelt Köngen.
So jubelt Echterdingen.












 
Die Sicht vom Stehwall ist zwar nicht schlecht, so richtig gefällt es mir aber an der Bande, wo man analog zu Backnang, Geislingen oder Schwäbisch Gmünd direkt am Spielfeldrand steht und voll auf seine Kosten kommt.



Die Entscheidung, den Platz zu wechseln, entpuppte sich als richtig. Auf Höhe des Gästetores sprang mir zwar manchmal der Linienrichter vor die Linse, dafür hatte ich freie Sicht auf das 2:1, nachdem Michael Haigis im richtigen Moment Köpfchen hatte und Felix Lache im Köngener Tor das Nachsehen ließ.

2:1 durch Haigis.
Wenige Minuten später folgte gar das 3:1, nachdem Marc Elsäßer einen Foulelfmeter ins rechte obere Eck platzierte und sich somit für die Statistik eintrug. Das Spiel schien zur einseitigen Angelegenheit zu werden, aber zu diesem Zeitpunkt kam wohl auch der Zaungast auf seine Kosten.










Solange es Zaungäste gibt, kann das Spiel nicht so schlecht sein

Das Spiel gehörte jetzt vom spielerischen nicht unbedingt zu den ganz großen Brüllern, aber vier Tore in einer Halbzeit waren ja schließlich nicht zu verachten. Leid konnte einem lediglich Köngens Torhüter Felix Lache tun, der oft genug ziemlich alleine gegen die Echterdinger dastand. 


"Ja, wo seid ihr denn?" Felix Lache macht die Arbeit alleine.

Mit Schiedsrichterentscheidungen wird wohl immer gehadert

Philipp Wunsch mit dem Vereinserbe
Die Halbzeitpause nutzte ich zu einem neuerlichen Standortwechsel, um das Stadion auch von anderer Seite zu fotografieren. Das Geschehen auf dem grünen Rasen wurde aber schnell zur Nebensache, nicht nur wegen dem Stillstand. Denn Fußballabteilungsleiter Philipp Wunsch, mit dem ich im Vorfeld von LOKALRUNDE Kontakt per Mail hatte, hieß mich persönlich im Goldäcker Willkommen. Da ihm meine Fußballtassensucht, von der ich irgendwie von Autor und Journalist Hardy Grüne angesteckt wurde, bekannt war, sorgt er nicht nur dafür, das ich alle Tassen im Schrank habe, sondern schenkt mir auch eine TVE-Schal nebst Vereinswimpel. Zusätzlich überreicht er mir ein Exemplar von "Vereinsmeierei", die Erinnerungen von TVE-Funktionär und ehemaligen Gemeinderatsmitglied Egon Martin. Zwar ist dies in erster Linie ein Loblied auf das Ehrenamt (nicht nur im Verein), aber durch die Bild- und Textauswahl dennoch interessante Einblicke zur Vereinsgeschichte öffnet.
Damit nicht genug: aus seiner Tasche zaubert er einen wahren Schatz, eine Mühsam zusammengestellte Sammlung zur Echterdinger Fußballgeschichte, wo ich dankenswerterweise einige historische Aufnahmen abfotografiere. Das jemand das Vereinsarchiv auf den Sportplatz mitnimmt, solch' einen Service findet der Fußballhistoriker auch nicht alle Tage. 


Wesentlich schöner als jedes vergilbte Papier ist es jedoch, dass er mich mit Ehrenmitglied Friedrich Steckroth bekannt macht, ein echter Augenzeuge jener Zeit, als die Lederbälle noch braun und boggelhart waren - vor allem beim Kopfball. Und dazu noch mit einem fotografischen Gedächtnis ausgestattet, das keinen Zweifel läßt: der Mann ist genau der richtige Ansprechpartner für mich. Schnell merke ich, wie blöd es von mir ist, zu einem schnöden Fußballspiel nach Echterdingen zu fahren, anstatt sich mal mehr Zeit zu nehmen und einen gemütlichen Plaudernachmittag über die alte Amateurliga zu machen.

Ein weiterer wichtiger TVE-Baustein wird mir noch vorgestellt: Vereinswirt Emanuele Pinto, bekannt für seine Pizzen, winkt aus seinem Käfig. Nein, kein Hooligankäfig; sondern eher ein VIP-Logenbalkon, denn von seiner Terasse aus kann man auch bequem das Spiel verfolgen.

Emanuele Pinto auf dem Logenbalkon

Am Spielfeldrand selber verfolgt man die Partie natürlich direkter, auch wenn die Partie wie ein kaltgewordenes Schneckengulasch immer zäher wurde. Dafür wurde die Rahmenhandlung erfreulicher, und es regnete ja nicht. Als die Sprache auf meine "Fernbeziehung" TV Derendingen kam, da fiel sofort der Name Ebbo Braun. Ja klar, der ehemalige TVD-Trainer und ewige Fünfzigjährige war ja Echterdingen auch mal Lehrer.



Ein Tor fiel dann auch noch, als Marc Brodbeck in der 80. Spielminute den TVE mit 4:1 in Front brachte. "Die sollen noch eins schießen, dann haben wir ein ausgeglichenes Torkonto" höre ich in meiner Nähe sagen. Aber diesen Gefallen kommt man nicht nach. Es bleibt beim Heimsieg der Echterdinger, der für Köngen vielleicht etwas zu hoch ausfiel, aber auch ein 1:2 hätte nur 0 Punkte gegeben. Für Echterdingens Trainer Alexander Kalic, der früher für Normannia in der Landesliga wirbelte, sicher ein zufriedenstellendes Ergebnis, wobei es die Gäste teilweise unnötig leicht machten.

Last, but not least: 4:1 durch Brodbeck

Freude und Erleichterung

Viel zu früh mußte ich nach Spielende wieder aufbrechen, um mich ins "Abenteuer Deutsche Bahn" zu stürzen, dass wieder unnötige Wartezeiten hervorrief.

Dennoch: es war sehr schön, die herzliche Gastfreundschaft des TV Echterdingen kennengelernt zu haben. Ein wenig weiß ich jetzt, was die lebende Amateurfußballegende Bredi empfindet, wenn er ein Stadion besucht und auf alte Freunde trifft. Vielleicht hat sein gutes Beispiel auch dafür gesorgt, dass Gmünder Fußballgäste im Goldäcker herzlich empfangen werden? Dann muß auch mal ihm ein schönes Dankeschön gesagt werden!

Der TVE-Wimpel kam Zuhause gleich an meine "Heldenwand", wo er sich mit dem Wimpel des TV Derendingen gleich angefreundet hat.










Dienstag, 8. September 2015

LOKALRUNDE 2015 - SC Geislingen gegen SV Bonlanden

Verdienter Freudentanz für Geislingen

"Schön ist es hier - schön laut" soll Matthias Herget, seineszeichen damals Nationallibero und Spieler von Bayer 05 Uerdingen gesagt haben, als er das Stadion im Eybacher Tal betreten hat. Ein namentlich nicht überlieferter Fan des heimischen SC Geislingen soll daraufhin den Satz geprägt haben, hier sei es halt wie in der "Anfield Road", was für die DFB-Pokalsaison 1984/85 auf Geislingen auch irgendwie zutraf. Die Begeisterung, mit der Spieler und Fans seinerzeit den HSV bezwangen, sich von Kickers Offenbach nicht aufhalten ließen und es auch dem späteren Pokalsieger Bayer 05 Uerdingen verdammt schwer machten, sucht in der Geschichte des Amateurfußballs seinesgleichen.

LOKALRUNDE - Der Tag des Amateurfußballs startete an diesem Wochenende zur zweiten Ausführung, nachdem bereits 2014 die Faninitiative "Glotze Aus, Stadion An!" den ersten Austrag über die Bühne brachte. Diesmal fand die Veranstaltung an zwei Wochentagen statt, und erstmals haben sich auch Mannschaften aus Württemberg zu dieser Aktion bekannt und ihre Heimspiele angemeldet.


Die Ehre, das erste LOKALRUNDE-Heimspiel auf württembergischen Boden austragen zu dürfen, kam dem legendären SC Geislingen aus der Fünftälerstadt zugute, die ihre Landesliga-Partie gegen den SV Bonlanden als Werbung für den Amateurfußball zur Verfügung stellten. "Unsere Landesliga-Fußballer unterstützen die Aktion und wollen am heutigen Nachmittag mit attraktivem Fußball darauf aufmerksam machen, dass sich der Weg auf den Sportplatz vor der eigenen Haustüre lohnt und dieser vor lauter Bundesliga, Sky, etc. nicht aus den Augen verloren werden sollte" kündigte das Stadionblatt an, und die Geislinger haben diese sich selbst gestellte Aufgabe mit Bravour gemeistert. Haltungsnote 1,0 mit Sternchen, würde ich sagen. Die 239 Zuschauer kamen, sofern sie zur Heimmannschaft hielten, auf ihre Kosten, und das schnelle Spiel im attraktivem Stadion hat wahrlich den Appetit auf Landesliga-Fußball geweckt. Aber der Reihe nach.

Wer sich für württembergischen Amateurfußball interessiert, der kommt um den SC Geislingen natürlich nicht herum, und auch für Amateurfußballlegende Bredi war es fast schon eine Sünde, das ich noch nie das Stadion im Eybacher Tal besucht habe. Eigentlich wollte ich ja die Veröffentlichung von "Heimspiele" abwarten, damit ich mit den Informationen aus dem Buch mit zusätzlichen Wissen glänzen kann, aber die LOKALRUNDE gab mir die Gelegenheit, den ehemaligen Pokalschreck früher aufzusuchen.

Die Gründung des SC Geislingen, die am 31. Mai 1900 erfolgte, hängt sehr eng mit der aus Geislingen stammenden Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) zusammen. Allerdings war es keine Gründung "von Unten", sondern "von Oben". Im Gegensatz zu anderen Vereinsgründungen, wo Arbeiter und Angestellte dem Lederball nachjagten, kam die Initiative zum Fußball vom WMF-Prokuristen, dem Kommerzienrat Theo Ritter. Welche Motivation dahintersteckte, konnte ich nicht herausfinden, jedoch wäre Württembergs Fußballgeschichte um einiges ärmer ohne den Club aus dem Filstal, der damals als Sport-Club Geislingen aus der Taufe gehoben wurde und neben Fußballsport sich dem Tennis und der Geselligkeit verschrieb.

Das erste Fußballspiel in Geislingen erfolgte am 5. August 1900. Gast war der Privatturnverein Ulm, der längst im Stammbaum des SSV Ulm 1846 Fußball aufgegangen ist, und mit 5:0 Sieger blieb.

1911 gingen die Tennisspieler und die Fußballer getrennte Wege, die Kicker behielten dabei den Namen Sport-Club. Erst 1913 trat Geislingen dem Süddeutschen Fußballverband bei und wurde der C-Klasse zugeordnet, zu einer frühen Blüte kam es durch den 1. Weltkrieg nicht mehr. Nach dem Weltenbrand 1914/18 hieß der SC ab 1919 bis 1946 Fußballverein 1900 Geislingen, marschierte aber bereits 1920 von der B-Klasse in die A-Klasse durch. Über diese frühen Jahre befinden sich sehr wenige Unterlagen in meinem Archiv, aber zumindest waren die Geislinger anders als Ulm oder Heidenheim "echte" Württemberger und nicht wie diese dem Bezirk Südbayern zugeordnet.

1932 nahmen die Geislinger als Staffelsieger an der Aufstiegsrunde zur Kreisliga Zollern - der damals zweithöchsten Spielklasse - teil, und konnten sich hinter der FG 09 Hechingen den Aufstieg sichern. Die Saison 1932/33 war indes weder von Erfolg gekrönt - man wurde Letzter mit 4-36 Punkte - noch finanziell erfolgreich. Nicht zuletz die Auswärtsfahrten nach Nürtingen (0:6) oder Tailfingen müssen die Kasse belastet haben, wiewohl bei Heimspielen selten weniger als 2.000 Zuschauer ins Stadion kamen.

Bezirksklasse (2. Liga) 1933/34
Nachdem die Nationalsozialisten auch den Fußball in Württemberg nach ihrem Sinne neu ordneten, blieben die Geislinger zweitklassig. Die Zuordnung in der nur noch aus drei Staffeln bestehenden Bezirksklasse (Gruppe 3, Ost) brachte weniger Partien in Südwürttemberg, dafür mehr im Filstal und der Ostalb, u. a. auch gegen Normannia Gmünd.

1937 klopften die Geislinger sogar an der Tür zur 1. Liga, nachdem sie ungeschlagen Meister ihrer Staffel wurden. Allerdings endete die Aufstiegsrunde zur Gauliga Württemberg nur mit Platz 5, mußte man nicht nur dem Ulmer FV 94 und dem VfR Schwenningen den Aufstieg überlassen, sondern konnte überhaupt nur einen Sieg einfahren (3:2 gegen Salamander Kornwestheim).

Im Pokal ließen die Geislinger erstmals 1939 aufhorchen, als sie es in die Gauausscheidung zum Tschammer-Pokal schafften (dem heutigen DFB-Pokal), und dem Erstligisten SpVgg Cannstatt immerhin eine Verlängerung abtrotzten, ehe sie mit 1:2 unterlagen.

Oktober 1941. Geislingen unterliegt in Esslingen mit 0:6
Auch wenn die Staffeleinteilungen von Saison zu Saison wechselten, so konnte der FV Geislingen auch während des 2. Weltkrieges seinen Spielbetrieb aufrecht erhalten, ehe auch hier der "totale Krieg" die Einstellung des Spielbetriebes führte.


Seit 1946 - im Verein entstanden viele weitere Abteilungen - tritt man in der Fünftälerstadt wieder unter dem Namen Sport-Club 1900 gegen das Leder. Zunächst in der Bezirksklasse startend, gehörten die Geislinger 1950/51 zu den Gründungsmitglieder der 2. Amateurliga, Staffel 3 (vergleichbar mit der heutigen Landesliga), belegten auf Anhieb Platz 2 hinter dem 1. SSV Ulm, aber vor Kickers Vöhringen und den Sportfreunden Gmünd. Zu den bemerkenswerten Siegen gehört der 10:0-Heimsieg über die Sportfreunde Lorch. Im Folgejahr wurde der SC Geislingen Meister mit drei Punkten Vorsprung vor dem SSV Ulm, und auch die Aufstiegsrunde wurde erfolgreich abgeschlossen. Der SC Geislingen war in der höchsten Amateurliga Württemberg angekommen, wo sie auch bis 1974 blieben. Legendäre Jahre begannen in den "goldenen" 50er Jahren, die die Geislinger auch zweimal fast in die damalige 2. Liga Süd geführt hätte. 1959 ging der Titel des Württembergischen Meisters nach Geislingen, wiewohl der Aufstieg in die 2. Liga mißglückte. In der Saison 1959/60 ließ Geislingen das erste Mal als Pokalschreck aufhorchen, als in der 1. Runde des Süddeutschen Pokals BC Augsburg mit 5:4 nach Hause geschickt wurde. Die 2. Runde brachte den Oberligisten und alten Vorkriegsrivalen SSV 05 Reutlingen nach Geislingen, der den Amateurligisten völlig unterschätzte. 3.500 Zuschauer sahen, wie die Geislinger in Unterzahl einen frühen Rückstand in der 87. Minute mit einem Treffer Ender egalisierten und ein Wiederholungsspiel erzwangen. Dabei waren die Geislinger seit der 67. Minute sogar in Unterzahl.

Im Rückspiel in der Reutlinger Kreuzeiche, dem trotz klirrender Kälte bis zu 300 lautstarke Geislinger Fußballfans folgten, war der große SSV vorgewarnt und siegte klar und ungefährdet mit 5:3. Auch in der Amateurliga reichte es den Geislingern zu erneuten Aufstiegsträumen, scheiterte jedoch erneut. Danach schien zunächst mal die Luft aus dem Club raus. 1962 noch mit einem 5. Platz abgeschlossen, kämpfte der Verein ein Jahr später gegen den Abstieg.

1968 blieb der SCG mit einem Punkt Rückstand auf Meister TSF Esslingen Zweiter. Erstmals nach langer Zeit stieg Geislingen im WM-Jahr 1974 ab. Ein sofortiger Wiederaufstieg aus der 2. Amateurliga mußte indes verschoben werden, 1975 blieb Geislingen nur Platz 6. Mit einem 7:3-Sieg beim TSV Heubach trug der SCG ein kurioses Ergebnis in seine Annalen ein. Ein Jahr später reichte es schon für Platz 4, wobei man beim SV Rehnenhof mit 0:6 unterging. Die Rückkehr ins WFV-Oberhaus gelang 1976/77. In einer kuriosen Saison wurde man Meister der Staffel 3, punktgleich mit der SpVgg Au und dem FV 09 Nürtingen.

Hauen und Stechen war 1977/78 angesagt, denn die Amateurliga Württemberg ging in die letzte Saison und wurde durch die Ober- und Verbandsliga ersetzt. Die Geislinger konnten sich nicht qualifizieren und wurden in die mittlerweile fünftklassige Landesliga versetzt.
Platz 3 klang zwar gut, hieß aber in der Realität 9 Punkte Rückstand auf Meister VfR Aalen. Der TSV Stuttgart-Rohr (9:1) und die TSGV Waldstetten (8:2) durften die Torgefährlichkeit der Geislinger besonders bitter erfahren.

Der Aufstieg in die Verbandsliga gelang 1980 vor dem SV Stuttgart-Rot und der Normannia Gmünd. Die Geislinger waren in der Verbandsliga nicht nur der beste Aufsteiger (10. Platz), sondern auch der einzige Neuling, der den Klassenerhalt sicherte. Da konnte man auch mal eine 4:6-Heimniederlage gegen den VfB Friedrichshafen verschmerzen.

Im verflixten zweiten Jahr folgte der Abstieg (drei Punkte hinter dem Heidenheimer SB), konnte aber im DFB-Pokal dem VfR Bürstadt ein Wiederholungsspiel abringen. Selten souverän kehrte ein Absteiger in die Verbandsliga zurück wie Geislingen - 14 Punkte Vorsprung und 100:35 Tore. Damit nicht genug: im Aufstiegsjahr landete Geislingen punktgleich mit Meister FC Marbach auf Platz 2, und in den Aufstiegsspielen kam es zum Duell mit dem HSV-Pokalschreck VfB Eppingen. In Nordbaden unterlag man mit 0:2, doch vor 2.000 Zuschauern im Eybacher Tal erkämpfte sich Geislingen ein 3:0, was sie erstmals in die Amateur-Oberliga Baden-Württemberg brachte. Der heutige Trainer Uli Haug erlöste in der 69. Minute den SCG mit dem 3:0, nachdem Joachim Oetinger in der 2. und 47. Minute das Eppinger Ergebnis egalisierte. Zusätzlich zum Aufstieg wurde in Geislingen auch nach einem 2:1 über den TSV Ofterdingen der WFV-Pokalsieg gefeiert.



Unter dem neuen Coach Jakob Baumann landete der Neuling gesichert auf Platz 5, und Wolfgang Haug durfte sich mit 24 Treffern als Torschützenkönig der Liga feiern lassen, während im Schnitt 1.188 Zuschauer die Spiele verfolgten. Unvergessen allerdings bleibt wohl für immer der Triumph im DFB-Pokal. Der Hamburger SV, beseelt, kein zweites Eppingen zu erleben, ging sensationell in Geislingen mit 2:0 ein - trotz eines Uli Stein, Felix Magath oder Manni Kaltz. 7.000 Zuschauer wurden Zeugen dieses Fußballwunders, das in der 2. Runde seine Fortsetzung fand. Da mußte Zweitligist Kickers Offenbach mit 4:2 Federn lassen, und erst im Achtelfinale bedarf es den späteren DFB-Pokalsieger Bayer 05 Uerdingen unter tatkräftiger Mithilfe des Schiedsrichters, um Geislingen zu stoppen.

Doch Ruhm verblasst schnell. 1986 stieg Geislingen in die Verbandsliga ab, konnte aber sofort wieder korrigiert werden. Noch einmal wurde 1989 der WFV-Pokal nach Geislingen geholt, ein erneutes DFB-Pokalwunder blieb diesmal aber aus (0:3 gegen den TSV 1860 München). 1991 stiegen die Geislinger ab, kehrten über die Relegation mit Trainer Max Fischer 1992 wieder zurück. ÜBer zweistellige Tabellenplätze kamen die Geislinger aber nicht mehr hinaus, und auch die Zuschauerzahlen gingen auf 700 zurück.

Noch einmal, 1995, die Oberliga war nach Einführung der Regionalliga nur noch viertklassig, klopften die Geislinger oben an. Danach war die Luft raus. 1996 erfolgte der neuerliche Abstieg, 1998 gar der Sturz in die Landesliga. Bittere Jahre folgten für die Geislinger, die sogar in der Bezirksliga vorbeischauten. In die mittlerweile nur noch siebtklassige Landesliga kehrte der SC Geislingen 2011 zurück, und man möchte hoffen, dass der Traditionsverein nicht nur der Klasse erhalten bleibt, sondern auch mal wieder in der Verbandsliga vorbeischauen möchte. Die letzten beiden Spielzeiten sahen die Geislinger zwar unter den ersten 5 in der Tabelle, aber auch abgeschlagen zur Spitze.

Heimtückische Wanderwege
Da ich mich noch im Urlaubsmodus befand, hielt ich es für angebracht, meinen Besuch in Geislingen an einer kleinen Halbtageswanderung zu koppeln, die mich morgens um 7:45 Uhr aus dem Haus jagte, damit ich um 8:26 Uhr von Weißenstein aus über die Alb wandern konnte. Diese Option, allerdings von Schwäbisch Gmünd aus, folgten übrigens auch die Urväter der Normanniafußballer, wenn sie zu Auswärtsspielen nach Geislingen mußten. Über Kuchalb folgte ich einen Trailpfad talabwärts, der jedoch mit gestürzten Bäumen übersät war, so daß ich mir selber beim überklettern einen bösen Sturz zuzog. Dennoch kam ich mit großem Vorsprung vor dem SV Bonlanden in der Fünftälerstadt an, und konnte mich im Vereinsheim der Geislinger gütlich an der vorzüglichen Küche mit den mehr als großzügigen Portionen laben (um hier ein Beispiel zu bringen, was „großzügig“ heißt: man muß den Teller erst leer essen, damit ihn überhaupt erst sehen kann).



Zwischenzeitlich rückte auch Bredi ein, der moderne Fortbewegungsmittel zur Anreise nach Geislingen gewählt hatte, nichtsdestotrotz aber sich diese Partie nicht entgehen lassen wollte. Zudem ist der „Botschafter des Amateurfußballs“ auch in Geislingen bekannt wie der sprichwörtliche  bunte Hund und stets ein gern gesehener Gast – bei einem seiner letzten Besuche haben die Geislinger ihm ein eigens für ihn gefertigtes Trikot übergeben. Man merkt, der Verein ist erfrischend „gut drauf“ und verharrt nicht in irgendwelchen altbackenen Ritualen aus der Vergangenheit.




Ich wollte die mir im Vereinsheim angefressenen Pfunde zunächst mal wieder abarbeiten und besah mir in Ruhe das Stadion. Wie der Name „im Eybacher Tal“ erahnen läßt, liegt es landschaftlich betrachtet sehr schön eingebettet, reizvoller gar als das ebenfalls schön gelegene Albstadion in Ebingen. Das der DFB-Pokaltriumph von anno dazumals hoch in Ehren gehalten wird, ist absehbar – Ehre wem Ehre gebührt. Aber der satzungsmäßige Vereinszweck besteht nicht nur daraus, Fußballvereinen aus Hamburg die Suppe zu versalzen. Auf eine gute Jugendarbeit wird ebenso wert gelegt, und während auf dem Nebenplatz der Fußballnachwuchs verbissen trainiert, als ob gerade der HSV-Bus um die Ecke fahren würde, kommen im Vereinsheim auch die Pokal- und Meisterehren der Jugendabteilungen zur Geltung – und eben nicht „nur“ 1984/85.

Bredi fürchtet weder Tod und Teufel noch Trommel 
Im Stadion herrscht freie Platzwahl, und ein guter Blick ist natürlich von der Tribüne gewährleistet. Dort bereits platzierte Trommeln kündigen auch bereits optisch an, das die Akustik dort oben gut genug zu sein scheint, das auch mit kleinen Gruppen ordentlich Stimmung gemacht werden kann. Dort verpflanze ich mich zunächst mal, um die 1. Halbzeit von dort aus zu besichtigen, und Stück für Stück trudeln auch die Zuschauer auf die Tribüne ein. Bredi zeigt sich hierbei todesmutig, setzt er sich doch unter Mißachtung sämtlicher Geräuschsicherheitsvorschriften direkt vor die Trommeln.

LOKALRUNDE 2015 ....
.... und Händeschütteln 2015










Im Programmheft wurde nicht nur die eigene LOKALRUNDE-Veranstaltung erwähnt, sondern auch auf die Tags darauf stattfindende Partie des TV Echterdingen hingewiesen, was ich als einen sportlichen Zug empfand. Von den Spielern, die von meiner Position kaum größer als Tipp-Kick-Figuren wirken, erkenne ich Ex-Normanne Benjamin Klement beim aufwärmen. Und schon geht es los mit ein wenig Pow-Wow – zwar nicht zu LOKALRUNDE, aber über Fair Play und „shake hands“, wie eine vom Verband angesetzte Aktion heißt.











Der Spielbeginn zeigt neben wilder Trommelei der Geislinger Fans – von Bredi übrigens mit einer bewundernswerten Gemütsruhe ertragen – auch eine aufspielende Heimmannschaft, wobei Bonlanden durchaus seine Chancen sucht und auch findet. Jedoch bleiben – wenn meine Erinnerung nicht trügt – große Aufregungen in der Anfangsphase aus, wenn man von einem Knall auf der Tribüne absieht, der selbst die Trommler in den Schatten stellt. Als ein kleiner Knirps versehentlich die dort deponierte Torwand umwirft, lenkt der erzeugte Lärm in der Lautstärke Napoleonischer Artillerie kurz die Aufmerksamkeit vom Spielgeschehen zu besagten Knaben, dem der Schreck mehr als deutlich anzusehen ist. Die hellen Haare hatte er aber hoffentlich bereits vorher und nicht durch den Schreck erlitten.


Die "Anfield Road" des Filstales.
Die Sicht von der Tribüne ist zwar glänzend, richtig aufregend für mich ist es aber am Spielfeldrand, wo man noch vom Ball als Einschlagsziel auserwählt werden kann. Die Nähe zum Spielfeldrand gefällt mir in Geislingen – fast schon wie in England, womit schon wieder der Bogen zur „Anfield Road“ gezogen ist. Kaum am anderen Ende des Spielfeldes angelangt, da gibt es auch schon Aufregung: der Schiedsrichter entscheidet nach einem Foul im Strafraum auf Elfmeter für Geislingen, doch 2 Minuten vor Seitenwechsel scheitert Karlo Petricevic an Bonlandens Torhüter Philipp Günther. Nicht nur ich dachte da, daß sich der vergebene Elfer in der zweiten Halbzeit rächen würde.


Vergebener Elfer - oder parierter Elfer (je nach Vereinssicht)
Zur Halbzeit stand es 0:0, wobei die Partie nicht nur wegen dem Elfmeter keinesweg uninteressant war. Ein Tor lag wahrlich in der Luft, wobei dieser Elfmeter-"Schock" nach einer Bonlandener Retourkutsche roch. Die zweite Halbzeit brachte aber zunächst mal nachträgliche Ehren für Karlo Petricevic, der sich in der 52. Minute mit dem 1:0-Treffer in die Torschützenliste eintragen konnte.

1:0 in der 52. Minute...
...durch Petricevic.










Doch damit nicht genug. Kaum das ich meine Kamera senkte, erzielte Sven Sönmez das 2:0. War das Spiel zuvor noch relativ ausgeglichen, so dominierten jetzt die Geislinger, die zudem - lautstark unterstützt von der Tribüne - auch einen neutralen Zuschauer begeistern konnten. 


Ähnliches Tor....
...anderer Freudentanz. 2:0 durch Sönmez










Henning Tatje
Mit dem 2:0 im Rücken spielten die Geislinger schneller und spielfreudiger - eine sehr gute Werbung für den Amateurfußball! Ich gönnte mir einen erneuten Platzwechsel, wo ich zunächst auf Sven Grewis treffe, der für den SCG fotografiert, Liveticker im Internet platziert und die Geislinger Facebookseite betreut. Ein echter Tausendsassa eben wahrscheinlich mäht er auch simultan den Rasenplatz, während er Sponsoren betreut und den Drucktermin des Stadionhefts überwacht.

Während ich mich mit ihm über Spätzleskick, Lokalrunde und SC Geislingen unterhalte, stößt ein alter Bekannter zu uns, den ich noch nie zuvor gesehen habe - moderne soziale Medien machen sowas möglich. Henning Tatje aus Oldenburg in Oldenburg, Cessena-Fan und Mitarbeiter in Zeitspiel, dem neuen und gänzlich anderen Magazin für Fußball-Zeitgeschichte, nahm LOKALRUNDE zum Anlaß, in Geislingen vorbeizuschauen. Mit im Gepäck das Cessena-Maskottchen, das dadurch Gelegenheit bekam, HSV-Bezwingerluft zu schnuppern.

Jubel nach dem 3:0
Zwischenzeitlich donnert Nicola Orlando in der 70. Minute aus gut 25 Metern das 3:0 in die Maschen, das ich nur noch im Torjubel fotografisch festhalten kann. Das Spiel war gelaufen, und aus Bonlandener Sicht sah es nicht mehr nach einem Wunder vom Eybacher Tal aus.

Julian Schleich schnappt sich den Ball.
Treffer, versenkt! 4:0.










Der Todesstoß, das 4:0 in der 80. Minute durch Julian Schleich, sah dann fast schon nach Formsache aus - Bonlanden mag es mir verzeihen.


Geislinger Fußballballett
Beste Sicht auf vier Tore















Als es so aussah, als ob jetzt jeder mal ein Tor schießen dürfe, wurde es aus Gmünder Sicht endlich interessant, als Trainer Uli Haug Benjamin Klement ins Spiel - jedoch blieb er gänzlich ohne Torerfolg und düste im Spielgeschehen nur einmal Autogrammkartenmotivmäßig vor meine Kamera. Aber vielleicht wäre ein 5:0 auch wahrlich zu viel des Guten gewesen. Wie auch immer, Geislingen machte verdammt gute Werbung für den Amateurfußball, Lust auf einen Besuch beim Verein "umme Ecke". Und Beni Klement durfte zum Schluß wenigstens noch Kapriolen schlagen - die Lust und der Spaß am Rasensport ist ihm noch immer nicht vergangen.

4:0 - da kann man schon mal Purzelbäume schlagen
Henning und ich machten es uns kurz noch im Vereinsheim gemütlich, um über die gemeinsame Liebe zum Amateurfußball zu philosophieren, ehe ich mich von der Geislinger Gastfreundschaft verabschieden mußte. Der Rückweg in die Stauferstadt ging per Bahn vonstatten, und Henning erklärte sich freundlicherweise bereit, mit zum Bahnhof zu chauffieren, damit ich völlig stressfrei mein Ticket lösen konnte. Auf den Weg zum Bahnhof, vorbei an tristen grauen Häusern, dachte ich mir: irgendwie ist nach dem WMF-Towuhabohu nur noch der Sportclub eine ureigene Geislinger Marke. Eine starke obendrein. Auch ohne HSV-Vergangenheit.